Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

367 seinen Posten verlassen mußte. Gstättner scheint dann selbst den Pfarrer gespielt zu haben, doch zerfiel er wegen seines wüsten Wesens auch mit seinen Glaubensgenossen und mußte aus Sarleinsbach fliehen. Als er zurückkehrte, geriet er mit Hilfe der Bürger in die Hände des Pflegers von Marsbach, der ihn dem Passauer Bischofe auslieferte. In Passau wurde er wegen Hochverrat angeklagt und hingerichtet 383 ). Die von den Jörgern erbaute Kirche am Georgen b e r g bei Kirch- dorf384) war der Mittelpunkt einer weitausgreifenden Seelsorge der A C. Als in Kirchdorf selbst protestantischer Gottesdienst stattfand, ver- ödete der Georgenberg. Kaum waren 1597 die Diener am Wort ab- geschafft, entfaltete sich unter dem Schutze P e r n s t e i n s, auf dem schon lang·e Prädikanten gewirkt hatten, wieder der Georgenberg. Zu- nächst übernahm Kaspar Rieder von Neuhaus aus Georgenberg, während sich Expfarrer Goldner und Veit Leitmizer auf Pernstein auf- hielten. Erst einem angedrohten Pönfall von 500 fl. wich der Pfleger Ferdinand Wockinger und schloß gemäß dem kai serlichen Edikte vom 8. :Mai 1597 die Kirche am Georg·enberg. Sie wurde auf zweimalige Bitte Micheldorfs am 3. September 1598 wieder eröffnet, mußte aber nochmals gesperrt werden. Der Prediger Kilian Martin zog sich auf Pernstein zurück, wo er großen Zulauf hatte. Zwei Abschaffungs- mandate (vom 12. Oktober 1598 und vom 30. Jänner 1599) waren umso mehr in den Wind g·esprochen, als sich noch immer die drei ehemaligen Kirchdorfer Prädikanten auf dem Schlosse aufhielten. Erst auf eine an- gedrohte Strafe von 500 fl. entließ sie der Pfleger. Als Georg Wilhelm Jörger 3000 Dukaten Pönfall in Aussicht standen, wenn er nicht so- fort das Religions- und Schulexerzitium abschaffe und Kilian Martin. nach Linz stelle, wurde der Prediger entlassen. Dafür richtete der- Gastwirt Benedikt Eisenübner in Micheldorf eine lutherische Schule ein.. Im Jahre 1603 predigte Georg Holzhauser auf Pernstein und 1605 wurde auch die Kirche am Georgenberg wieder eröffnet 385 ). Ohne Zweifel bildeten diese zwei Orte mit Ottensheim die widerstandsfähigsten Stützpunkte der AC bis zum großen Umschlag von 1608. Die Ent- wicklung der Kurve in diesem Machtgebiete des Adels verlief von den mehr oder minder umstrittenen Adelskirchen zu den Schloßkapellen und von diesen über der öffentlichen Religionsübung für alle Zug·eher zu dem streng· begrenzten Exerzitium des Adelsprivileges der Religions- konzession. Jede leichte Entspannung der Lage oder der Antrieb durch neue Personen zerstörte diese Entwicklung und stellte die alten Ver- hältnisse wieder her. 2. Die Kirchen unter der Vogtei des Adels . Außer den Adelskirchen und den Schloßkapellen bildeten die zahl- reichen Pfarrkirchen und Filialen, die der Adel bevogtete, ein weiteres Einflußgebiet. Es handelte sich im allgemeinen zwar um eine Macht- S 8 S) Zöhrer A., Aus der Geschichte des Marktes Sarleinsbach, Heimatgaue, Bd . XV (1935), S. 37 f . • 84 ) ·waguer F ., Leonstein, S. 48, gibt 15iG an, nach P. Schre iblmayr, Chronik der Pfarre Kirchdorf, S. rn, stand das Kirchlein schon im Jahre 1576. 3 8 5 ) Loescbe G., "· "· 0., S. 161 f .

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