Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

364 fernt und München bis 1608 von St. Florian aus pastoriert 306 ). Mit ähn- lichem Erfolg verlief der Kampf um Pu c h e n au. Der Prädikant wurde entfernt und , als er nach kurzer Sperre wieder in der Kirche predigte, am 4. Februar 1601 in Linz verhaftet. Eine Beschwerde der adeligen Stände vom 24. Februar 1601 an den Kaiser 367 ) läßt auf die Fortdauer der Sperre schließen. Im Jahre 1600 erhielt Wolf Jörger den Befehl, die Kirche von St. Magd a 1e n a samt allen Gerechtig- keiten, Urbaren und den Kirchenschlüsseln dem Abte von Garsten zu restituieren, den Prädikanten abzuschaffen und keinem katholischen Bürger und Untertanen mit eigener Pfarrkirche und Seelsorg·e den Zu- gang zu gestatten 368 ) . Umso mehr liefen die Linzer nach O t t e n s h e i m aus. Den Kampf gegen den Prädikanten im Spital führte hauptsächlich Abt Alexander von Wilhering, der eine Rekatholisierung Ottensheims bei dem Bestand einer lutherischen Gegenpfarre für unmöglich erklärte 360 ) . Während sich der Abt 1598 mit der Einhaltung der Religionskonzession begnügte, drang er 1599 auf Abschaffung des Prädikanten und, da er keinen Ansatz erreichen konnte, 1600 auf die Sperre der Kirche bei gleich- zeitiger Entfernung des Predigers. Am 8. Juni 1600 riß Erasmus von Star- hemberg die vom Landrichter angelegte Sperre ab und setzte den Prä- kanten wieder ein. Als Löbl die Kirche ein zweitesmal durch den Land- richter sperren ließ, wurde die Sperre von unbekannter Hand neuer- dings abgerissen. Starhemberg geleitete den Prädikanten selbst in die Kirche und sicherte ihm zukünftig ein Geleite von 50 Personen zu. Drei Berichte Löbls an den Kaiser (vom 8., 9. und 15. Juni) rückten diese Vorfälle in helles Licht, doch begünstigte das schädliche fünf- jährige Interreg·num nach dem Weg·gange des Abtes Alexander nach Garsten den Widerstandsgeist 370 ). Im Mai 1602 berichtete der Hof- richter von Wilhering, daß die „Sektischen" von Linz, Ebelsberg, Leon- ding, Ruefling, Pasching und von zahlreichen anderen Orten zu Wasser und zu Land Ottensheim zugingen. Der Fortbestand dieses Religions- exerzitiums stellte sich nach der Abschaffung des Landhausministeri- ums als eine immer größere Verlegenheit für die Religionskommissäre heraus. Es ging die Rede, die Herren und Ritter würden auf dem Boden der Herrschaft Ottensheim einen neuen Mittelpunkt der A C mit mehreren Prädikanten und mit einer Schule errichten. Starhemberg wurde nach Prag zitiert, wo er sich so verantwortete, daß ihm auf das Versprechen der Sperre der Kirche und der Abschaffung des Prädi- kanten die Heimreise erlaubt wurde. Doch sperrte er weder die Kirche noch entließ er den Prediger. Der auf 10.000 Dukaten aufgelaufene Pönfall blieb auf dem Papier und Ottensheim bildete trotz aller Gegen- maßnahmen bis 1608 die Zufluchtsstätte der Protestanten von Linz und Gmgebung. 366 ) Rnpertsberger M., Ebelsberg, S. 138. 367 ) Bibi V., a. a . 0., S. 46 f. 368) Loesche, a. a. 0., S. 188. "') Grillnberger 0., Das Wallseer Spital zn Ottensheim, AGDL., Bd. I (1904), s. 56 ff. "") Blittersdorf Ph., Ein F ing durch Ottensheims Marktgesch ichte (Fest- schrift zur 700-Jahr-Feier), S. 40.

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