Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

363 S t ä d t e n und manchmal auch von Klöstern als Ziel des Auslaufes de r Bürger sie in den 'I ordergrund der Religionskämpfe rückte. Doch gab es von dieser Regel auch Ausnahmen. In erster Linie kamen die Kirchen in der U m g e b u n g v o n L i n z in Frage. Die Herrschaft Steyregg besaß die Erbvogtei unter anuerem über die Pfarrkirche Steyregg, die Pfarrkirche St. Georgen a. d. G. (mit der Zukirche am Frankenberg·), die Pfarrkirche Maria Mag- dalena bei Haselbach, die Pfarrkirche zu (Klein-)München, die Pfarr- kirche St. Peter bei Zaglau, die Kapelle in Marchtrenk tmd die Ka- pelle im Urfahr-Schadlinz 364 ) . Die Jörg·er schützten nach der Über- lieferung ihres Geschlechtes die Protes tanten, daher kam es bei einig·en dieser Kirchen zu erregten Auftritten. Im Vordergrunde stand Mün chen. Löbl hatte den 5. J uli 1598 als Reformationstag be- stimmt, doch verhinderte Wolfgang· Jörger, Besitzer von Steyregg und Vogt von München, die Besitzergreifung. Am erwähnten Tage ließ Helmhart Jörg·er, der Sohn des Schloßherrn, der mit einigen Hunderten Untertanen gekommen wa r, in München protestantischen Gottesdienst halten. Die Kommission mußte unverrichteter Dinge abziehen und der Prädikant blieb. Einen Pönfall von 5000 Dukaten umging der Jörge r dadurch, daß er den Prediger entfernte und einen anderen einführte. Dieser wurde über kaiserliche Resolution vom Landrichter verhaftet und auf das Schloß nach Linz gebracht . Auf eine Interzession des Jörgers und gegen das Gelöbnis, sich aller pfarrli chen Administration zu enthalten, wurde er aus der Haft entlassen. Der Jörger versetzte nun diesen Prädikanten nach S t . Peter in der Zaglau. Löbl ant- wortete am 4. Mai 1600 mit der Wiederholung des Pönfalles YOn 5000 Dukaten, ohne daß sich der Jörger im geringsten um den Landes- hauptmann und um Erzherzog Matthi as kümmerte. Am 14. September 1602 unterrichtete ein Bericht aus Linz den Erzherzog dahin, daß der Jörger den Linzerischen Pfarrkindern und landesfürstlichen Bürgern zu Magdalena, Puchenau, Marchtrenk und Steyregg Unterschlupf gab, und daß er in St. Peter ni cht aussetzte, sondern den Linzern einen Er- satz für das abgeschaffte Landhausministerium bereitete 305 ) . Obwohl der Pfarrer von: Linz St. Peter kirchlich als Filiale der Stadtpfarre an- sprach, behielt der Jörger diese Kirche bis 1625 fes t in der Hand. Mehr Erfolg hatte Pfarrer Martin Gambl von Leonding· , der am 10. April 1602 von Löbl die Rückgabe der Fili ale M ü n c h e 11 und ihrer Ein- künfte forderte. Der Landeshauptmann holte am 8. Mai eine Gegen- äußerung des Wolfgang Jörger ein, bestellte aber bereits vor Ablauf der gestellten Frist den Propst von St. Florian zum Sequestor und zwang den Jörger durch di e Androhung· von 3000 Dukaten Strafe zum Gehorsam. Der Jörger rechtfertigte sich zwar am 10. Juni mit dem Kauf der Lehenschaft und Vogtei über München von Lichtenstein, und der Streit zog· sich in die Länge, doch wurde der Prädikant ent- 364 ) Nach dem Urbar von 1597 bei Hande l-:lfazze tti V., Die Kapelle in Hase l- bach. LMB., Bd. LXVI (1908), 8. Cl. 36~) Ebenda, S. 62 f.

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