Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

360 auf die Zusammensetzung der Bürgerschaft, besonders auf die Be- setzung der obersten Stadtämter, und suchte den Kurs durch eine ka- tholische Beamtenpolitik zu festigen. Di e Aufnahme dieser Verfü- gungen war durchwegs eine feindselige. Ein Unterschied zeigte sich nur in der Art des Widerstandes. Von der offenen Gehorsamsverweige- rung bi s zur sofortigen Reversleistung unter leisem Protes t fanden sich alle Spielarten. Sie stimmten sämtlich darin überein, daß nach dem Abzug der Kommission die Zusagen nicht gehalten wurden, sondern er- zwungen werden mußten. Die Reverse allein erwiesen sich als ein viel zu schwaches Mittel. Hohe Pönfalle, die allerdings meist auf dem Pa- pier blieben, Vorladungen und Arrestationen, Abstiftungen und Aus- schaffungen mußten den Gehorsam erzwingen. Die Folgen waren Auslauf in die nächsten Seelsorgss tationen der AC und betonte Ab- lehnung des katholischen Gottesdienstes (Messe, Predigt , Sakramente, Fronleichnamsprozession). Die der Pfarre zustehenden Rechte, Taufe, Trauung, Begräbnis, wurden nicht beachtet, woraus sich zahllose Rei- bereien ergaben. Trotzdem war ein Anfang neuen katholischen Lebens gemacht, wenngleich dieses alle Merkmale eines Minderheitsdaseins in gegnerischer Umgebung aufwies. Besonders war das Machtgefüge der einzelnen Städte durch die neue Personalpolitik gelockert. Die Führung mußte bei längerem Bes tand des Kurses in katholische Hände übergehen. Das letzte Wort sprach das Rudolfinische Ausschaffungs- dekret, das ohne Zweifel eine gewisse wirtschaftl iche Schädigung der Städte nach sich zog. Die Abwanderungen zugewanderter protes tanti- scher Familien, die Ausbietungen von Häusern, die Kreditschwächung, eine Reihe von Ausschaffungen sind Tatsachen. Der vorgegebene Um- fang dieser Schädigungen gehörte dagegen zu den Kampfmitteln der protestantischen Opposition. Er widerspricht bei kritischer Überprüfung durch Vergleich mit späteren J ahren offenkundig den Tatsachen. Die Zusammenarbeit der Städte mit dem Adel stand auf voller Höhe, wenn- gleich beide Gruppen auch in der religiösen Frage die Wege ihrer Sonderpolitik nicht verleugneten. Die Wiederaufri chtung der katho- lischen Religion in den Städten war begonnen. Ihr Bestand · konnte jedoch keineswegs als gesichert gelten und ein politi scher Umschwung warf sie wieder auf die Frage Sein oder Nichtsein zurück. b) D i e Re 1i g i o n s r e forma t i o n im H a upt mac ht ge bi e t e d es Ad e 1s. 1. Die Kirchen im Besitze des Adels. Mit der Abstellung der Religionsübung der A C in den landesfürst- licben Städten stieg die Bedeutung der durch die Religionskonzession gedeckten Adelskirchen. Sie hatten beim Eindringen des Luthertums eine große Rolle gespielt, waren, als die AC die Hauptkirchen in Stadt und Land eroberte, in den Hintergrund getret en, und rückten, als sich di e Gegenreformation die Kirchen der landesfürstlichen Städte und des geistlichen Patronates zurückholte, wieder in den Vordergrund. Orte und Kirchen, deren Namen sonst nur den Einheimi schen der nächst en Umgebung bekannt waren, wurden Kampfplätze.

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