Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

359 zwei Prädikanten Ambros Selbherr und Hans Buchhorner aus. Sein Nachfolger Balthasar Leo (1594-1597) mußte sich zur Fortsetzung dieser zweigleisigen Seelsorge verpfli chten. Die vierköpfig·e Wache, die ihm der Vogt in den Pfarrhof legte, titulierte den Pfarrer als „sakramentischen Pfaffen". Erst Veit Widmann (1598-1600) und Albert Obernberger (1600-1602) blieben infolge des Schutzes Löbls unbehelligt, doch hatte sich der Geist der Bevölkerung keineswegs ge- wandelt. Als Pfarrer Obernberger sieben Pfarrhofuntertanen wegen Verweigerung der Kommunion nach katholischem Ritus die Zustift auf- erlegte, verulkten die Abgestifteten die Messe. Obwohl Löbl dem Richter und Rat am 22. Oktober 1601 bei 1000 Dukaten Strafe und höchster kaiserlicher Ungnade die Abschaffung des sektischen Schul- meisters, die Aufnahme eines katholischen Lehrers uncl die Reforma- tion der Schule auftrug, fruchtete der Befehl nichts. Der lutherische Schulmeister blieb, vornehme Bürger verspotteten die katholische Kirche, Leute, die Löbl mit Handschlag den Besuch der Pfarrkirche versprochen hatten, trugen ihre Kinder zum Prädikanten nach Ober- talheim zur Taufe und wollten dort getraut werden, ja man richtete einen Überwachungsdienst ein, der gehorsame Leute ihrer Obrigkeit anzeigte, sodaß sie scharfe Verweise erhielten 350 ) . Der Anwalt der Landeshauptmannschaft, Hans Heim, befragte den Abt von Krems- münster, den Propst von St. Florian, den Vizedorn und den Salzamt- mann um Rat und wurde auf eine Resolution des Erzherzog·s Matthias verwiesen. Bis zu dieser schlug· der Anwalt die Vorladung und Ver- haftung der Rädelsführer im Linzer Schloß vor. Das Volk war 1609 so in Erbitterung geg·en die Katholischen hineingetrieben, daß es eineiu Priester kaum mehr ins Gesicht sehen konnte. Bei dieser Verfassung war es verständlich, daß sich in der Um- gebung Vöcklabrucks die ersten Ausschreitungen gegen Rudolfs Re- solution vom 6. Oktober 1597 abspielten. Am 13. Jänner 1598 weilte Löbl auf seinem Reformationszuge in der Stadt und ließ zum abschrek- kenden Beispiel gegen die Vorgänge in Attnang· und in Reg·au einen Mitt:iter am Priestermord in Gunskirchen henken. Der zug·esagte Ge- horsam blieb auf dem Papier und die Lage der katholischen Religion wa r nach wie vor höchst unsicher. Die Religionserneuerung in den landesfürs tlichen Städten zeigt folgendes Bild: Die katholische Reformation erzwang die Abstellung des Religionsexerzitiums der A C und des protestantischen Schulwesens unter gleichzei tiger Entfernung· der Prädikanten und Schulmeister. Die Prädikanten wichen von den Hauptkirchen in die Nebenkirchen, mit Vorliebe in die Spitalkirchen, und suchten sich schließlich in Privat- kapellen der Adeligen, in Schloßkapellen oder in Adelskirchen in der Nähe der Städte zu halten. In die Hauptkirchen wurden katholische Priester eingeführt und zum erstenmale fand seit 40-50 Jahren wieder katholischer Gottesdienst statt. Daneben nahm die Regierung Einfluß 359 ) Stlil z J ., Vöcklabruck, S . 9G f. Der Prädikant von Obertalheim nahm seinen Beichtkindern einen Eid ab, daß sie lebensläugli ch der Katholischen Feind sein sollten. Ebenda, S. 99.

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