Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

358 1600 353 ). Tiefer schnitt die Abschaffungsresolution Rudolfs vom 11. J änner 1601 der Stadt ins Fleisch, da sie Löbl auf den Stadt- richter Peter Pichler anwendete. Dieser hatte gegen die kaiserliche Entschließung· Stellung genommen. Der Landeshauptmann rügte die ,,strafmäßige Replik und vermeinte Verteidigung", verlangte von Pichler als dem Älteren beim Stadtwesen Gehorsam und ordnete im Weigerungsfalle die Ausschaffung an. Als die Drohung nicht verfing, befahl Löbl am 16. März 160l3"") dem Richter und Rat bei Strafe der Ausweisung binnen drei Monaten zum Vorbild für die Bürger die Teil- nahme an der Predigt in der Stadtpfarre. Infolge dieses Termines für Enns und eines ähnlichen Befehles für Linz tauchte auf dem Landtag von 1601 der Begriff „abgeschaffte Leute" für die Städte auf und führt e zur bekannten Opposition. Der Auslauf zu den Schloßprädikan- ten umliegender Herrschaftssitze bekundete, daß in Enns die innere Umwandlung erst in den Anfängen steckte. 7. Vöcklabruck. Vor Weihnachten 1597 lud Löbl je vier Rats- und Gemeindemit- glieder nach Linz vor und eröffnete ihnen bei 1000 Dukaten Pönfall die Einstellung des Religionsexerzitiums A C in der Ulrichskapelle in der Stadt als vollzogene Tatsache 355 ). Auf ihr starkes Anhalten wur- den ihnen während der Weihnachtsfeiertage noch Predigten gestattet . Hand in Hand mit dieser Maßnahme ging die Auswechslung des Pfar- rers. Auf Balthasar Leo folgte der Dechant von St. Florian, Veit Wid- mann (1598-1600), nach seiner Ernennung zum Propst Albert Obern- berger (1600-1602) und Wolfgang Resch (1602-1609). Bis 1597 am- tierten Pfarrer in Vöcklabruck, die entweder selbst evangelisch waren oder die Seelsorge durch Prädikanten im Sinne der A C ausüben lie- ßen3"0). Der Einfluß der gewalttätig·en Pollheimer und die Verteilung der Kirchen 357 ) begünstigte diese Entwicklung·. Wichtig war auch der Umstand, daß sich nach der „starken Visitation" des Salzburger Erz- bischofs Wolf Dietrich von Raitenau 1588 358 ) Salzburger Bürger als Emigranten in Vöcklabruck niedergelassen hatten. Der katholische Kurs setzte mit Johann Rormann (1592-1594) ein. Er war als „roma- nistischer Pfarrer" kaum seines Lebens sicher, die Seelsorge übten die 3 ' 3 ) Das Inventar von 1566 verzeichnete u . a . 20 kleine und große Kel che , 4 Monstranzen, je 1 mit Silber beschlagenes Evangelien- und Epistelbuch, Kreuze usw. Ebenda. 3 ' ') Annalen , Bd. XXXI, BI. 28'. 3 ") Jäkel J., Zustände in Freistadt, 1. Teil, S. 28. • 06 ) Iu Vöcklab rnck amt ierten in der zweiten):[älfte des 16.,Jahrhunderts Audreas Schweller (1550- 1552), Johann Tanzer (1552- 1561, verehelicht), Wolfgang Vormayr (1562), J ohann ß'Ianger (1563-1572, ganz lutherisch), Rupert Kirchschlager (1574 bis 1591, verehelicht, ganz lutheri sch), Johann Rormann (1592- 1594, Chorherr von St. Florian, Seelsorge durch 2 evangelische Prädikanten), Balthasar Leo (1594 bis 1597, Chorherr, evangelische Prädikanten). Stiilz J. , Vöcklabruck, S. 173. Die Daten bei Schimik K ., Die Evangelische Gemeinde A. C. Vöcklabruck, zu be- richtigen. 367 ) Die Pfarrkirche Schöndorf außerha lb der Stadt, di e Ulrichskirche mitten in der Stadt, die Ägidikapelle im Dörfl. 3 ' 8 ) Widmann H., Geschichte Salzburgs, Bd. III, S. 155 f.

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