Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

357 fung des ketzerischen Lateinschulmeisters Alter und die Schließung der Schule. Daneben zog sich ein Streit wegen des katholischen Latein- schulmeisters M. Michael Maier hin. Georg Bucher schrieb Löbl am 2. Juni 1601, daß die Freistädter dem katholischen Schulmeister das Seine vorenthielten, und bat um die Rückgabe der seinerzeit auf die Schule übertragenen drei Benefizien. Befehle und die Drohung mit 32 Dukaten Pönfall führten am 21. Dezember 1601 zu einem Verg·le.ich zwischen Maier und der Stadtgemeinde, doch flammte der Streit 1603 wieder auf. Am 19. Juni 1601 befahl Löbl den Bürgern, die sich nicht zur Kirche bequemen wollten, die Einstellung des bürgerlichen Ge- werbes. Den Befehl an die Bürgerschaft, der Fronleichnamsprozession anzuwohnen, ließ der Rat durch den Stadtrichter der Bürgerschaft und den Zünften verkünden. Dem weiteren Befehl, bei einem Pönfall von 100 Dukaten für ein Ratsmitglied und von 25 für einen Bürger an der Prozession in der Oktav von Corpus Christi teilzunehmen, verweigerten Rat und Bürgerschaft einstimmig den Gehorsam. Obwohl sich die Ver- hältnisse auch weiter schwierig gestalteten, konnte sich der katholische Gottesdienst in einigen Jahren einleben. 6. Enns. Die Bürgerschaft von Enns scheint sich nach Löbls Reformations- zug mit einem Prädikanten im Spital begnügt zu haben, der nach der Entscheidung vom 18. Oktober 1598 gleichfalls weichen mußte 351 ) . Pfarrer wurde 1598 M. Kaspar Quorckius. Größere Schwierigkeiten ver- ursachte Löbl die Überwachung der Bürgeraufnahme und der Be- amtenanstellungen. Ende November 1599 teilten der Bürgermeister von Linz, Christoph Schick, und M. Georg Eisenmann der Stadt Enns zwei Dekrete Löbls mit, die der Landeshauptmann ihnen trotz ihrer Stadt- freiheiten zugestellt habe. Nach dem ersten durfte künftig kein Bür- ger, Mitbürger oder Inwohner, ohne persönliche Vorstellung bei dem Landeshauptmann aufgenommen werden, das zweite betraf den Stadt- türmer, der sich gleichfalls vorzustellen und über seine Religion aus- zuweisen hatte. Infolge der verschärften Durchführung der Geg·en- reformation boten auch in Enns Bürger ihre Güter aus und schickten sich zur Wegwanderung an. Löbl tadelte mit Schreiben vom 19. Juni 1600 den Magistrat und ordnete eine Untersuchung an. J eder Abwan- derer habe sich zuvor bei der Obrigkeit und beim Landeshauptmann um Erlaß und Urlaubschein anzumelden. Den entstehenden Schaden drohte der Landeshauptmann auf die Stadtgüter zu schlagen 352 ). Im Zuge der Neuordnung der Kirchengüter verordnete Anwalt Heggenmüller im September 1600 die Rückstellung der Kirchenschätze, die am 5. April 1566 zu größerer Sicherheit und aus anderen Gründen aus der Sakristei der neuen Pfarrkirche in ein Gewölbe des Rathauses übertragen worden waren, an die Pfarrkirche. Die Rückgabe der Schätze, die ohne Abgang gefunden wurden, geschah am 19. September 301 ) Eine Predigers t elle erhielt 1597 M. Max Häckelberger, gewesener Prediger zu Oberneukirchen und Waxenberg. Ennser Akten (Linzer Landesarchiv), Bd. XVII. •• 2 ) Ennser Akten, Bd. XVII.

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