Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

355 unterbliebene Messe wieder eingeführt oder wie sein Amtsbruder in Gunskirchen ein Patent des Landeshauptmannes verlesen. Jedenfalls zeigt der Mord den Grad der konfessionellen Leidenschaftlichkeit in dieser Gegend 340 ) . Nach der Religionserneuerung bildete die Sc h 1o ß k i r c h e Lindach den Hauptstützpunkt des Protestantismus für die ganze Umgebung. Der Stadtpfarrer von Gmunden, Leonhard Althamer (1601 bis 1628), und der Vikar von Laakirchen, Wolfgang Lidstaller (1600 bis 1613), fiiluten langwi erige Kämpfe mit dem Prädikanten des Schloß- besitzers Helmhart Hayden von Lindach (1604 Daniel Thanner). Schon 1599 hatte Pfarrer Philipp Kegel von Gmunden in Wien gegen den Lindacher Prädikanten Beschwerde geführt . Er behauptete, daß die Laakirchner Bauern wi e die Ohlstorfer Bauern selbst die Begräbnisse veranstalteten, ihre Kinder außerhalb der Pfarre taufen ließen und die Sakramente auswärts suchten. über Anweisung des Erzherzogs Mat- thias verständigte Löbl am 15. Jänner 1600 den Stadtpfarrer von Gmunden, daß Helmhart Ifayden für den 21. Jänner nach Linz vor- geladen sei und daß mehrere Untertanen mit Beschlag belegt wur- den347). Hayden scheint sich mit einein billigen Versprechen heraus- gearbeitet zu haben, und der Ansatz wurde aufgehoben. Neue Be- schwerden belehrten Löbl vom wahren Stand der Dinge. Der Stadtpfarrer von Gmunden, Althamer, übergab die Beschwerdeschrift des Vikars von Laakirchen, Lidstaller, gegen Hayden von Lindach seiner Lehens- frau , Brigitta III. von Niedernburg (1594-1603), mit der Bitte um Weiterleitung an den Landeshauptmann. Am 3. April 1600 bevollmäch- tigte Erzherzog Matthias neuerdings Löbl zu einer Vorladung des Schloßherrn von Lindach. Wenn er nur im geringsten über die Reli- gionskonzession griffe und seinem Prädikanten die geringste Seelsorge bei den Katholischen gestattete, sollte nicht nur die Konzession ver- wirkt, sondern Hayden exemplari sch bestraft werden. Dem Lindacher Prädikanten verbot Löbl seelsorgliche Eingriffe bei Leibesstrafe und drohte ihm bei Übertretung mit Verhaftung 348 ) . Da Lindach eine Adels- kirche und Hayden durch die Religionskonzession gedeckt war, blieb diese Schloßkirche weiterhin ein Mittelpunkt für „Zugang" und „Aus- lauf". 340 ) Eine Bildsäul e beim Eingang in deu alten Freithof vor der Sakristei wurde von a lten Leuten der Pfa rre a ls „Scbandsäule" bezeichnet und mit der Tat in Bez iehung gebracht. S ie ist jetzt auf die Nordseite der Kirche ver setzt. Der He imatforscher Offenzel ler M., Pfarrer i. R., teilt mir in einem Schreiben vom 26. März 1935 mit, da ß er die J a hreszahl 1667 und die Buchstaben W. R. (oben) , M. S . R. (unten) eingemeißelt fand . Er häl t die Säule fiir eine P estsäule. Die Säule ähnel t tatsächlich den im 17. Jahrhundert übli chen Pestsäu len. Doch spricht der ursprüngliche Standplatz (Pestsäu len stehen in der Regel auf den entlegen en Pes tfriedhöfen oder auf öffent li chen Plätzen) und diese a lte über li efe• ru.ng dagegen. E s ist durch aus vorstellbar, da ß die Personen, die sich unter den Buchstaben verbergen, nachdem di e Schrecken des Dreiß ig jährigen Krieges vor- über wa ren und e ine neue Menschengeneration herangewachsen war, zur Erinue- rung an di ese Tat das religiöse Denkmal errichten ließen . "') Kopie im Archiv des Finanzmini steriums in Wien, Fasz. Salzkammer- gut, 18481 /a. "' 16 ) Kollati onierte Abschrift im Stadtarchiv Gmunden, Dd . LXVII, Nr. 2. 23*

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