Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

353 4. Gmunden. (Der Pfarrermord von Laakirchen. ) Die Gehorsamserklärung der Salzstadt vom 21. Jänner 1598 hatte mit einer inneren Umwandlung der von protestantischen Salzbeamten beherrschten Bürgerschaft nichts zu tun 337 ). Die Überfälle auf die Wallfahrer nach St. Wolfgang, die Zugeknöpftheit des Magistrates in der Untersuchung· und die Selbstherrlichkeit des Salzamtmannes Chri- stoph Hayden zeig·ten den wahren Stand der Dinge. Seit Frühjahr 1598 diente den Gmundnern die Schloßkapelle in Ort als Auslauf. Am 10. Juli erschienen Sekretär Jordan und der Landrichter und machten auf die Herrschaft Ort einen Ansatz von 4000 Dukaten. Eine Petition der Stadt an die Hofkammer vom 5. August 338 ) gab als Meinung der Gmundner die Hoffnung an, es werde mit ihnen und den übrigen Kam- mergutsflecken wegen ihrer Verdienste um das Salzwesen und wegen des Ankaufes der Herrschaft Ort gegenüber anderen Orten des Landes ein Unterschied gehalten werden. Sie hofften, daß sie mit dem Re- ligionsexerzitium der A C bedacht würden. Nach ihrer Behauptung war niemand da, der nicht in der AC geboren war und dabei bleiben wolle. Rudolf verwies sie am 18. Oktober auf die erneuerten Man- date und beauftragte die Hofkammer, für Christoph Hayden andere Personen „beider Religionen" vorzuschlagen 330 ) . Im Jänner 1600 folgte auf Hayden Dr. Veit Spindler von Hofegg, ein Freund der katholischen Reformation. Auch wurden eine Reihe von unkatholischen Beamten gegen katholische ausgewechselt. Doch wurde Ende 1599 der Stadt- pfarrer in Wien wegen des Wiederauflebens der Religionsübung der A C vorstellig. Unkatholische Schulmeister hielten öffentliche Kinder- lehren und Predigten. Am 3. April 1600 verständigte Erzherzog Mat- thias Löbl, daß die niederösterreichische Regierung dem neuen Stadt- richter und dem ganzen Rate die Abstellung aller fremden Seelsorge und des unkatholischen Schulwesens aufgetragen habe 340 ). Der Vollzug dieses Befehles sei am besten durch die neuen katholischen Salzamt- leute zu überwachen. Doch lehnte die Bürgerschaft alle Bemühungen Spindlers ab. Umgekehrt griff auch hier die Regierung zur Über- wachung der Richter- und Ratswahlen und zur Auswechslung von Be- amten. 1602 ernannte Spindler den katholischen Stadtschreiber zum Stadtrichter. Der innere Wiederaufbau begann mit dem tüchtigen Stadtpfarrer Leonhard Althamer, der auch die Neuordnung der Stif- tungen, di e seit 1600 begonnen hatte, fortsetzte 341 ). Dieser neue Kurs war immerhin so stark, daß sich Gmunden am Aufstand der Salz- arbeiterschaft in den Jahren 1601 und 1602 nicht beteiligte. "' ') Krakowizer F., Gmunden, Bd. II, S. 142 ff. "") Original im Archiv des Finanzministeriums in Wien, Fasz. Salzkammer- gut, 17, 824/b. ' ' ') Original im Archiv des Finanzministeriums in Wien, ebenda. 340) Dekret des Erzherzogs Matthias vom 3. April 1600 an Löbl. Original im Archiv des Finanzministeriums in Wien, Fasz. Salzkammergut, 18, 481a. Kolla- tionierte, nach dem Original beim Salzamt Gmunden gemachte Kopie vom 22. Jän- ner 1622 im Stadtarchiv Gmunden, Bd. LXVII, Nr. 2. ' ") Krackowizer, Bd. II, S. 153 f. 23

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2