Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

352 gang, der starkes Aufsehen hervorrief 333 ), war das Werk des Siegmund Ludwig von Pollheim, den die Lambacher Tischgespräche vom 2. Juli 1598 als ausgesprochene Herrennatur und scharfen Protestanten charakterisierten. Die Entscheidung vom 18. Oktober 1598 brachte auch für Wels eine Verschlechterung der Lage. Die Reformationskommiss äre ver- langten bei der kommenden Ratswahl vier katholische Räte. Trotz der Weigerung der Stadt bestand Löbl auf dieser Forderung und best ellte Reichshofrat Dr. Seeauer zum Kommissär bei diesen Wahlen 334 ) . Ende Dezember 1598 tadelten Löbl und Garzweiler die Welser, daß sie die Stadtschule noch nicht geräumt und die Schulmeister nicht ausgewiesen hätten. Nach Schluß des• Landtages rief der Landeshauptmann Ver- treter der St adt Wels auf das Schloß und setzte ihnen wegen der Schule und wegen der Nichtannahme der vier Ratsherren so sehr zu, daß sie sich entschuldigten. Polllrnim war am 18. Oktober 1598 nach Prag zitiert worden und hatte das Religionsexerzitium im Spital eingestellt. An dessen St elle eröffnet e er einen Gottesdienst der A C im Pollheimer Schloß in Wels und machte diesen jedermann zugänglich. Löbl bezeichnete die täg- lichen „sehr hitzigen und gotteslästerlichen" Predigten als Gefahr für das ganz e Reformationswerk und schlug· vor, gleichz eitig mit der Ab- schaffung des Linzer Landhausministeriums auch die Einstellung der Religionsübung in Schloß Pollheim vorzunehmen und über die Prä- dikanten die Landesverweisung auszusprechen. Rudolf griff beide Vor- schläge auf, und so fi el bei der ersten Schließung des Landhaus- minist eriums in Linz im März 1600 auch das Pollheimische Ministerium in Wels. Bezeichnend für die Macht des Adels, erst nach Steyr! Bei der Vorladung bejahte der Pollheimer die Taufe der Kinder des Chri- stoph Weiß und noch 30 anderer Kinder in seiner Schloßkapelle. Der am 23. März vorgeladene Bürgerausschuß versprach Gehorsam, hielt aber sein Versprechen nicht. Bei der Fronleichnamsprozession des Jahres 1600 fehlte trotz Einladung die Bürgerschaft, und die Gefälle für diese Prozession überwies sie dem Pollheimischen Prediger See- tisch335) . Löbl erstattet e die Anzeige beim Kaiser und fordert e den Pfarrer zu Nachforschungen auf, ob nicht etwa der Rat der Bürger- schaft den Mitgang verboten habe. Vielleicht könnte man mit einigen Nikodemi vorläufig im Rate einen katholischen Anfang machen 336 ). Bei der Wiedereröffnung des Landhausgottesdienstes in Linz stellte Poll- heim sofort einen öffentlichen Prediger in Wels auf, mußte aber, als er mit sieben anderen Adeligen nach Wien vor Erzherzog Matthias ge- ford ert wurde, den öffentlichen Gottesdienst einst ellen. Die Vorgänge in Wels waren zum Unterschied von den übrigen landesfürstli chen Städten weitgehend durch die Machtstellung der Pollheimer beeinflußt. 333 ) Vergl. das zwe ite Gutachten des Reichshofrates vom 3. März 1598, das von trutziger Einführung lutherischer Prädikanten bald nach geschehener Reforma- ti on sprich t. Ar chiv des Bi'II. fiir Unter r icht in Wien, C. 23. 33 4 ) Jäkel , Zustände in Freistadt, 2. Teil, S. 6 f. "•) Meindl K., Wels, 1. Teil, S. 89. 336 ) Niederösterreichisches Lnudesarchi v. Hs . 149, Bl. 205' .

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