Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

349 Österreich unter und ob der Enns auf ewig verwiesen. Mit Rücksicht auf die Gesandtschaft nach Prag wagte der Rat nochmals eine Ver- schiebung aber erst nach einem vergeblichen Fußfall einer Steyrer - ~) Gesandtsc aft vor dem Landeshauptmann „verwandelte sich endlich die Not in eine Tugend". Das ausführliche Memorial-), das Bürger- - 3) meister, Richter und Rat am 2. Jänner 1599 Löbl und Garzweiler über- reichten, hatte keinen Erfolg. Dr. Garzweiler""") riet dringend zu Ge- -Ir) horsam. So wurde denn am 8. Jänner 1599 die Pfarrkirche gesperrt, die Schlüssel nach Linz abgeliefert und zur Verhütung des Ansatzes, zu dessen Exekution der Landrichter bereits erschienen war, Schuld- verschreibungen im Werte von einigen 1000 fl. bei Gericht erlegt. Die Prädikanten zogen noch im Jänner ab~. Am 21. Februar 1599 wurde - S"J im Beisein Löbls, Dr. Garzweilers, des Passauer Weihbischofs, Dr. An- dreas Hofmann, des Pfarrers von Waidhofen a . d. Y., Dr. Severin Hae- dereus, und des Abtes von Garsten der katholische Gottesdienst in der Pfarrkirche nach fast 50 J ahren Unterbrechung wiedereröffnet. Wäh- rend der Predigt flog ein Stück Ziegel durch das Fenster in den Chor und hätte beinahe den Landeshauptmann getroffen. Der Täter konnte nicht ausgeforscht werden--:i. Ein Tumult vier Tage später endete - 6 ) mit der Flucht der Garstner Mönche und ihrer Begleitung. Pfarrer Dr. Oberschwender war über den Vorfall so empört, daß er von Steyr wegzog. Da sich ähnliche Auftritte wiederholten, wohnten in Zukunft zwei Kommissäre;l:!Jl.) mit Bewaffneten dem Gottesdienste bei. Am Oster- -r) dienstag kam es zu einem Auflauf von Handwerksgesellen auf dem Freithof, die, als ihnen auf ihre Zurufe Waffen aus dem Pfarrhof hinausgezeigt wurden, den Pfarrhof stürmen wollten. Drei wurden durch Schüsse niedergestreckt, einer von ihnen erlag seinen Wunden. Den Anlaß bildete die Untersuchung gegen zwei Rädelsführer vom letzten Aufruhr~. Einige Ratsherren erwirkten die Freilassung der - > Verhafteten, und während der Nacht verweilte die Kommission mit den Soldaten in der Kirche. Ein Diener des Prälaten von Garsten, der Speisen brachte, wurde fast totgeschlagen~. Erst unter demGeleite der - '1} )Jj "" 1 Auf dem Dezemberlandtag 1598 erging es daher Steyr und Wels „s tark". Jäkel , Zustände in Freistadt, 2. Teil, S. 7. ~) ~ Gedruckt bei Raupach, Bd. IV, Beilagen, S . 39 ff. 1-1;) ~ Die Steyrer hatten ihm 50 , seiner Frau 25 Dukaten verehrt. IJ ~ Die Vorgeschichte bei Loesche, S. 210 ff . Wolfgang Lampe! und Andre:is Reumann zogen nach Vtittenberg, Lampe! wurde Domprediger in Freiberg i n SP.ch sen. M. Joachim Müller erhielt von Wolf J örger die Pfarre Atzbach, M. Balthasar Richter rückte später zum Superintendenten in Ei sfeld in Frankon vor. ' +<11) Nach Prevenhuber, S. S25, war der An laß ein Streit von Randwerks- ge~ell en und Angestell ten von Garsten in der Kirche, nach Lindner, S. 49, da- gegen ein grober Fastnachtsscherz von Maskenträgern vor dem Alta r mit deut- licher Verhöhnung der Messe. f1 """'t Sal omon Sollinger und Kaspar Plirner. Nach Lindner Löbls Sekretär, Nikolaus Praunfalk, nach Khevenhiller Preiner. ') ~ So nach Khevenhiller, Bd. V, S. 2079 ff. J_J """'"') über einen Angr iff auf den Garstner Bruder Sebast ian Erbelius am 21. J uni 1599 vergl. Garstue r Akten im o.-ö. Landesarchiv, Bd . LXI X.

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