Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

345 Landhausministeriums (18. März 1600)20°) . Nach anfänglicher Gas t- freundschaft beim Dechant von Linz übersiedelten die Väter am 13. August 1600 in das kaiserliche Schloß. Im folg·enden Jahre (1601) erhielten sie das Dreifaltigkeitsbenefizium in der Hahnengasse 201 ), am 12. August 1602 übersiedelten sie in das der Kapelle benachbarte kleine Haus und übernahmen noch 1602 die Minoritenkirche 208 ) . M:it der kleinen Jesuitenniederlassung hatte Linz eine Keimzelle der katho- lischen Erneuerung erhalten, die sich bald in Stadt und Land aus- wirkte. Alle früheren Versuche einer katholischen Reformation ver- blassen vor der Tätigkeit dieser zwei ausgezeichneten Männer, die durch Fleiß, Begabung für den Jugend- und Volksunterricht, Bered- samkeit und Hingabe für die Ideale der katholischen Kirche und für das Reformprogramm des Trienter Konzils in Linz neuen katholischen Boden legten. Endlich war ein alter Wunsch Klesls, den Papst Kle- mens VIII. in zwei Schreiben vom 2. Mai 1592 an die Erzherzoge Ernst und Matthias eifrig betrieben hatte 200 ), in Erfüllung gegangen. Niemand war sich über die Bedeutung dieses Ereignisses klarer als die Land- stände, welche die Schließung der Landschaftsschule der „Anhetzung" der im Schloß „residierenden J esuiter" zuschrieben und in einem ge- heimen Memorial für einen Bericht an den Kaiser deren Abschaffung forderten. Denn solange die im Lande wären, sei keine Rulrn zu er- hoffen300) . Die Bedeutung, welche man in Rom_. Wien, Prag und Passau der Stadt Linz als dem Vorort des protestantischen Widerstandes beilegte, erhellt vorzüglich aus der Entsendung des P. Ge o r g S c her e r 301). Mit ihm betrat einer der gewandtesten Polemiker und Seelsorger seiner Zeit den heißen Linzer Boden. Scherer hatte in Wien, Waidhofen a. d. Ybbs und in Krems gewirkt, sich als Hofprediger betätigt und eine Reihe von polemischen Schriften verfaßt, die er 1599 in zwei Bänden zu Kloster-Bruck in Mähren herausgab. Seine von Natur aus harte Art handhabte die bittere Satire und heftige Polemik gegen Osiander, Ni- grinus, Heerbrand, Opitz u. a. mit einer gewissen Meisterschaft. Im „Lutherischen Bettlermantel" ging er das ganze Lehrsystem Luthers an, und den zweiten Teil seiner Schriften widmete er dem Adel des 206 ) Kolb G., Mitteilungen , S. 12 f. 29 7 ) Dieses Benefizium wurde später zum Unterschied von dem viel jüngeren zwei ten Dreifaltigkeitsbenefizium auf der Landstraße das „ältere" genann t. Gr illnberger 0., Die Anfänge der älteren Kirche zur HI. Dreifaltigkeit in Linz, A GDL., Bd. I (1904), S. 154 ff. Das 1426 zur Dreifa ltigkeit. kapell e umgebaute Haus wa r seit anfangs 1400 di e Synagoge der L inzer Juden. V. Kurrein, Die Juden in Linz, Menorah, Bd. V (1927), S. 312. Dort a uch e in Bild des Hauses Hahnengasse ti. " 8 ) Ihr Unterhalt von 200 fl. jährlich wurde ba ld vergrößert, indem sie bis 1W4 e ine wöchentli che Zula ge von G Reichstaleru erhielten. 299 ) Di e beiden Schreiben im Vatikanischen Geheimar chiv in Rom. Arm. 44, t. 37, p . 76 a. Für die Abschriften, die mir Herr Sekretär Dr. Hans Kramer vom österrei chischen Historischen Institut in Rom am 27. Mai 1930 übermittelte, sage ich a uch hier meinen geziemenden Dank. a 00 J Jäkel, Zustände, 2. Tei l , S. 9. 301 ) Müller P., Ein Pr ediger wider die Zeit, Georg Scherer . Ein Beitrag zur Predigt und Polemik der österreichi sch en Gegenreformation. K l eine historische Monographien von Hovorka N., Nr . 41 (1933), Dülu· B., Geschichte der J esuiten in den Ländern deutsch er Zunge. Bd. I , S. 800 ff., u nd Kol b G., Mittei lungen, S. 11 f f.

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