Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

344 mäus Hörmann (1592-1600) di e Stelle erhielt, die in der Folgezeit unbesetzt blieb 201 ). Welche nebensächliche Rolle die Stadtpfarre spielte, hat der rö- mische Reisebericht aus dem J ahre 1596 gezeigt, wo ein Bischof in dem einzigen Kirchlein der Katholiken vor der Stadt, vermutlich in der Martinskirche, die Messe las. Die Stadtpfarre war in den kritischen J ahrzehnten kein Mittelpunkt katholischen Lebens, sondern nur recht- lich katholischer Besitz. über die geringe Anzahl der Katholiken in der Stadt fallen alle Stimmen zusammen. Die Kurve der Entwick- lung, die man aus dem Zusammenhalt der Landhauskirche, der Pfarr- kirche und der Spitallcirche absehen kann, wird durch die Bezeichnung eines der beiden berühmten Linzer Märkte treffli ch ergänzt. Einer der zwei Märkte, der in Verbindung mit der Kirchweihe der Minoriten statt- fand, hieß ursprünglich der J ahrmarkt zur „Brüder-Kirchweihe""""). Dieser Bezeichnung begegnet man noch 1547. Im Jahre 1564 war der Name bereits außer Brauch, denn Maximilian spricht in seiner Bestäti- gung von dem ersten Markt auf Sonntag Quasimodo geniti nach Ostern, „so vor Alters der Brüder St. Franciscen-Ordens Kirchweihe genannt worden". Schon um 1580 war nur mehr der Name Ostermarkt üblich' 0 ") . Ihre Hauptseelsorgsstätte erblickten die Linzer im Landhaus. Nach der ersten Einstellung wurden die Kinder in ein Zimmer zusammen- gerufen, wo man ihnen das Evangelium verlas. Das Volk hörte durch die Fenster und Läden im Stadtgraben den Predigten zu. Bald darauf wurde eine „Astant " errichtet und zuerst nur wenige Leute, dann alles Volk durch das geöffnete Tor eingelassen 204 ) . Einen gewaltigen Auf- schwung nahm der Besuch des Gottesdienstes nach der Rückkehr der ausgeschafften Prediger zu Ostern 1601. Sonst beg·egneten die pro- testantischen Linzer der Religionsveränderung durch Au s l a u f n a c h Puch e n au, 0 t t e n s h e im und K l e in m ü n c h e n. In Pu- chenau und München hielt Wolf Jörger, in der Spitalkirche Ottensheim Erasmus von Starhemberg Prädikanten. Anwalt Heggenmüller ließ 1601 die Straße von Linz nach Ottensheim durch Soldaten überwachen. Schwieriger zu umgehen war der Aus s c h a ff u n g s b e f e hl Ru- dolfs vom 11. Jänner 1601. Anläßlich der Ratswahlen schärfte Löbl am 21. März 160!2° 5 ) den Bürgern Gehorsam ein, mahnte sie, endli ch ,,zum Kreuz zu kriechen", und hob die Ausweisung einiger ihrer Stadt- ämter entsetzten Mitbürger hervor. Den Beginn einer Veränderung im Stadtrate konnten sie nicht verhindern. Das Hauptereignis für die Religionserneuerung in Linz war die Ank unft der e rst e n Jesuit e n, P. Georg Scherer und P. Jo- hannes Zehetner, im April 1600, knapp nach der ersten Aufhebung· des 29 1 ) Gaisberger J., Zur Ges chi chte milder Stiftungen im Lande ob der Enns, 3. Tei l , Das Linzer Blirger spital, LMB., Bd. XXII (1862). S. 212f. '") Unter diesem Namen bestätigte ihn am Erasmustage 1453 Köuig Ladislaus. 203 ) K enner J ., Bruchstücke über die L inzer J ahrmärkte, LMB., Bd. V (1841) s. 115 f. 294 ) Kbevenbiller, Bd. IV, S, 1554 ff. (mit unrichtiger Behandlung unter 1596 , die Ereignisse gehören zu 1600). •••) Annalen, Bd . XXXI , BI. 27.

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