Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

343 1. Linz. (P. Georg Sche rer S. J. und die Anfänge der Gesells chaft J esu.) Die Darstellung des Linzer Landhausministeriums und seiner Ge- schicke bedarf der Ergänzung durch einen Blick auf die S t a d t- p f a r r e mit ihren Filialen 288 ). Die Lehenschaft war geteilt zwischen dem Papst und Passau, den Posseß gab für den Landesfürsten der Landeshauptmann. Nach dem Tode des M. Balthasar Plank (1510 bis 1521) entschied sich die Regierung gegen den Kandidaten der Bürger- schaft für den bischöflichen Bewerber Nikolaus Ribisin (1521-1527)' 89 ) . Sein Vikar, Siegmund Gupoldinger, wurde 1526 wegen lutherischer Pre- digten zur Rechenschaft gezogen, aber von den Landständen vertei- digt. 1527 verweigerten bereits Linzer Zünfte die Bezahlung ihrer Stiftungsverbindlichkeiten. Valentin Freisinger (1527-1535) erlebte die Täuferwelle und die Visitation von 1528, Kaspar Greil (1535 bis 1545) die große Visitation von 1544. Nach ihm war der Pfarrer, ehe- dem Selbfünfter, schon seit 1524 Selbdritter, ein Beleg, daß die Neuerung schon 1520-1523 das Gelände erobert hatte. Noch trägt die Pfarre katholische Züge, aber der Umwandlungsprozeß war weit vorgeschritten. Unter Markus Ringebis (1545-1552) war bereits der größere Teil der Bürgerschaft protestantisch. Martin Purgleitner, der erste Dechant, erlebte (1552-1582) die Religionspolitik dreier Kaiser. Johannes Carbo (1582-1590) bemühte sich vergeblich um die Wieder- gE:winnung der Spitalkirche. Unter Leonhard Perkmann (1590-1601) setzte Löbl den Prädikanten im Spital gewaltsam ab. 1600 hielten die Jesuiten ihren Einzug in Linz. Heinrich Prätorius (1601-1602) erlebte den gewaltigen Kampf um das Landhaus. Eine Art protestantische Gegenpfarre bildete außer der Landhaus- kirche die S pi t a 1k i r c h e. Benefiziaten waren Johannes Kessel- boden (1507-1521), Matthias Portini (1521-1537), Konrad Groß (re- signiert 1538), Johannes Neygerschmidt (1538-1541, wegen „üblen Verhaltens" abgesetzt), Matthäus Aiching·er (1541-1550)' 00 ), Martin Haberer (1551-1560). Von dieser Zeit an wirkten Prädikanten an der Kirche. Der von der Stadt aufgenommene Prediger Johannes Am- rn eranger wurde bald abg·eschafft, sein Nachfolger Siegmund wegen nicht guten Benehmens nach einem Jahr beurlaubt. Georg Reuß (1562-1568) legte seine Stelle nieder, Georg Lichtenwalter (1569 bis 1571) wurde wegen anstößig·en Wandels fortgeschafft. Die Prädi- kanten Hans Kürsch (1572-1574) und Johannes (1574-1580) starben in dieser Stellung·. Von jetzt an blieb die Stelle umstritten, da die Stadtpfarrer Purgleitner und Carbo die vom Stadtrat aufgestellten Prädikanten nicht anerkannten. Löbl setzte 1592 den ehemaligen Priester Johannes Apellius ab, worauf der Stadtpfarrkaplan Bartholo- 0 88 ) Beiträge zur Chronik der Stadtpfarre in Linz, LQSch., Bd. XV (1862), s. 105 ff., 327 ff., 467 ff. 0 69 ) Nach einem Verzeichnis der Stadtpfarrer im Archiv der Stadtpfarre Linz, Akten, Bd. III, Nr. U, wäre er Propst in Passau gewesen, doch findet sich sein Name bei Krick nicht. 219 ) Sein Grabstein in der Kirche in Puchenau.

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