Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

342 die tastenden Versuche des Wiederaufbaues der katholischen Religion seit 1576 einige und seit 1592 reichere Früchte. Die eigentliche Gegen- reforma tion setzte indes erst 1597 ein und war die unmittelbare Folge des zweiten Bauernaufstandes. Daß die Durchführung sich über volle fünf J ahre hinschleppte, zeigt die Machtstellung der AC im Lande. Eine wicht ige innenpolitische Auswirkung der Rudolfini schen Religions- reformation war di e rasche Überwindung des Gegensatzes zwischen Adel und Bauern , da die Religionserneuerung alles Interesse auf sich zog und Denken und Empfinden des aufgeregten Volkes auf sich ab- lenkte. Der Blick auf die t at sächliche Durchführung der Gegenrefor- mation folgt am best en den einzelnen Rechtsbereichen mit ihren be- sonderen Kräfteverteilungen. a) D i e G e g e n r e f o r m a t i o n i n d e n s i e b e n 1a n d e s f ü r s t- 1 i c h e n S t ä d t e n. Die g e m e in s a m e R e 1i g i o n s p o 1 i t i k der Städte war durch ihre enge Verbindung mit den zwei adeligen Ständen gekenn- zeichnet. In der St ädtekuri e sind deutlich ein radikaler und ein ge- mäßigt erer Flügel zu erkennen. Erst eren bildet en Linz, Wels, St eyr und Gmunden, letzteren Enns, Freistadt und Vöcklabruck. Als Löbl im Jahre 1600 mit der Ersetzung der Magistrate und Bürgerschaft en begann, entsandten die Städte eine Mission zu Erzherzog Matthias nach Wien. Ihre Instruktion 280 ) sah zwei Möglichkeiten vor. Die erst e Sup- plikation drehte sich um die Gewährung eines längeren Termines für die Rückkehr zur ka tholischen Religion und bezog sich auf eine Äuße- rung Löbls, es sei liederlich, schnell seinen Glauben zu ändern. Bei ab- schlägigem Bescheid st ellten sie Güterverkauf und Auswanderung in Auss icht. Die zweite Petition, di e nach Verweigerung der ersten Bitte eingereicht werden sollte, verwahrte sich gegen den Vorwurf der Un- duldsamk eit gegen katholische Bürger und begründet e die Exa rni- nation der Neubürger in St eyr durch den protestantischen Pfarrer mit dem Hinweis auf einen schwenkfeldischen und täuferischen Gold- schmi ed. Sie bat zunächst um eine zweijährige Frist für die Hausver- küufe und um Einst ellung der von Löbl verhängt en Strafen 287 ) . In- des antwor teten Prag (21. Juli 1600) und Wien (9. August 1600) mit der Mahnung zum Gehorsam und blieben dabei (11. J änner 1601). Der neuerli che Ausschaffungsbefehl des Erzherzogs Matthias vom 16. Fe- bruar 1601 führte zu offenen Widerstand. Die durch den Aufstand im Salzkammergut neugeweckten Hoffnungen der Städte brachen mit der Erhebung· zusammen, do ch führte Löbls Tod im Herbst 1602 eine leichte Entspannung herbei. Die folgende übersi eht behandelt die Auswir- kungen der Regierungsmaßnahmen in den einzelnen Städten , nicht aber die gesamte Städtegeschichte dieser drei Jahre. ' 8 6 ) Vom 15. F ebrua r 1600. J äkel , Zustände, 2. Teil , S. 13. 2 8 7 ) Chri st oph Schick und Pet er Wayß sei en von Löbl lange eingesperr t wo~ - don. Der l etztere wurde mi t 100 Du ka t en, mit dem Verlus t e sei nes Gewerbes und des Blirgerrech tes bes tra f t und erhi elt e inen Auswanderungs termin von 3 Ivlonaten.

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