Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

341 dem Befehle des Landeshauptmannes anmelden, sondern zöge eher wieder ab, manche li eßen sich auch von der Heirat abschrecken, sodaß die Witwen nicht wieder heiraten könnten. Wegen der übermäßigen Schätzungen der Pfarrherren würde in einigen J ahren alles Geld in die Hände der Geistlichen kommen. Die Geldbeschaffung könnte nur durch Aufnahme fremder Gelder geschehen. Die Gläubiger sagten aber das Geld auf und weder in- noch ausländische Geldgeber wollten etwas herleihen. Während sie vor der Reformation und Ausschaffung auf einem Markt bis 50.000 fl. aufbringen konnten, hätten sie auf dem letzten Ostermarkt zu Linz nicht 1000 fl. erhalten. Nur bei Einstellung der Ausschaffung und bei Wahrung der Städtefreiheiten sagten die Vertreter 50.000 fl. Bewilligung zu. Die Stände pflichteten dieser Auf- fassung bei und verteidigten 283 ) auf diesem und auf dem Landtage des Jahres 1602 die Städte 28 ~) . Wenn die Städte als Ausgeschaffte keinen Beitrag leisten könnten, so sei das keine Religionssache. Vergeblich führten die Städte Regenten und Schriftführer an, welche die Städte das Herz einer Provinz nannten' 80 ), ihre Rechtslage war unhaltbar ge- worden. Es fragt sich nun, wie die Durchführung dieser Resolutionen in Wirklichkeit aussah . Dieser Gegenstand ist nur der Ausschnitt der größeren Frage: Wie gestaltete sich nach dem Großkampf zwischen den Landständen und der Regierung die Religionsreformation im Lande ob der Enns überhaupt? 3. Land und Leute im Ringen beider Mächte. über zwei Geschlechterfolgen hatte Luthers Lehre im Lande ob der Enns bereits Fuß gefaßt und eine Überlieferung begründet. Seit der Religionskonzession waren 30 J ahre verstrichen, und schon konnten alte Leute versichern, daß sie seit ihren Jugendtagen in der AC unter- richtet worden seien. Doch hatte sich die a 11 g e m e i n e L a g e d e s P r o t e s t a n t i s m u s in Europa und in den österreichischen Erb- ländern zugunsten des Katholizismus verändert. Schien um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts ganz Europa protestantisch zu werden, so waren am Ausgange des Jahrhunderts Italien, Spanien, Polen und Frankreich ganz, dazu die Hälfte der Niederlande und wichtige Teile Deutschlands und der Schweiz dem alten Glauben wiedergewonnen. In den österreichischen Erbländern, in Böhmen und in Ungarn sicherte der katholische Regierungskurs langsam aber doch das Übergewicht der katholischen Religion. Unter den Erbländern war der Vorort des Protestantismus noch immer das Land ob der Enns. Innerösterreich hatte in Ferdinand, dem Sohne Karls, einen radikalen Restaurator ge- fund en, in Tirol und in den Vorlanden war das Luthertum von Ferdi- nand, dem Bruder Maximilians II., fast ganz ausgerottet worden. Öster- r eich unter der Enns zeigte unter Klesls starker Hand bereits Ansätze neuaufblühenden katholischen Lebens. Im Lande ob der Enns trugen 2sa) Ebenda, BI. 97'. 2 6 ') Die Beschwerde der Städte, Bd. XXXII, BI. 158'. 2 8 5 ) Ebenda, BI. 159' .

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