Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

338 strenge Befehle und schützte das Land vor unnötigen Härten"") . Die Strafgelder, die er in den zehn Jahren seiner Hauptmannschaft ver- hängte, erreichten freilich nach der Apologie der drei weltlichen Stände von 1608 an den pfälzischen Kurfürsten die Summe von über 100.000 Gulden, doch ist, die Richtig·keit dieser gewiß hohen Summe voraus- gesetzt, di e ganz außerordentliche Zeitlage in Rechnung zu setzen. Auf ein anderes Blatt gehören die Vorwürfe wegen Se lbstberei- cherung durch Gewinnhandlungen und durch zweideutige Geld- geschäfte. Der Ertrag einer diesbezüglichen Beschuldigung der Stände war, wie oben ausgeführt, an der Hand einer Liste von Gravamina mäßig und , wenn man die Anschauungen der Zeit in Betracht zieht, gering. Diese Arbeit brachte einige Beispiele, wie sehr und in welchem Ausmaße „Verehrungen" am Kaiserhof, bei den Geheim._räten und Reichshofräten bis zu den Sekretären, ja bis zu dem Kammerdiener des Kaisers herab Sitte waren. Gotthard von Starhemberg wurde vor- geworfen, daß er durch seinen Streifzug in den vier Vierteln 10.000 Taler gewonnen habe. Tatsache ist, daß das Amt des Landeshaupt- mannes von den Tagen eines Wolfgang Jörger an seinem Inhaber viele Einkünfte brachte und heiß begehrt war. Daß Löbl aus seiner Stel- lung als Landeshauptmann Gewinn zog, wäre auf Grund der Zeit- anschauung und der allgemeinen Gepflogenheit möglich. Ob dies tat- sächlich zutraf und inwieweit Löbl die in damaligen Adels- und Be- amtenkreisen übliche Grenze überschritt, muß mangels genauer Nach- weise offengelassen werden. Schwierig ist die Erfassung der religiösen Einstellung dieses Man- nes. Daß er der Führer der katholischen Religionsreformation war, be- rechtigt zu keinem Rückschluß auf seine persönliche Religiosität. Die Zeit, in der er lebte, kannte auf diesem Gebiete sonderbare Spielarten. Nach außen trat Löbl als Katholik auf, die religiösen Anschauungen des Privatmannes Löbl kennen wir kaum. Wo wir ihn mit kirchlichen Fragen befaßt sehen, ist er der Landeshauptmann. Diesem gilt Klesls Vorwurf, daß er sich ni cht weisen lassen wolle und daß er sich nicht der kirchlichen Autorität unterstelle. Löbl blieb bei der Religionsrefor- mation Stellvertreter des Kaisers und war keineswegs kirchliches Voll- zugsorgan. Ja es scheint, daß die Kommissäre bei ihrem Reforma- tionszug (z. B. in Gmunden) und später (z . B. Vertretern der Stadt Steyr gegenüber) Äußerungen machten, die in erster Linie auf die äußere Legalität der Städter, nicht auf eine innere Gesinnungswandlung hinausliefen. Löbl war ein großer Verehrer der Jesuiten, deren ver- dienstliches Wirken in Linz er seit 1600 schätzen gelernt hatte. Er wünschte, daß sein Sohn bei den Jesuiten erzogen werde, und ver- machte ihnen letztwillig 5000 fl. aus einer ausständigen Schuld von 10.000 fl. 270 ). Wenn er die anderen 5000 fl. dem Armenspital in Grein 276 ) Man erinnere sich z. B. a n die Ablehnung der Wallonen zur Gegen- r eformation im Mühlviertel. Auch seine maßvollen Vorschläge über die Bes teue- rung des Landes gehören hieher. 276 ) Kolb G., Mitteilungen über das Wirken der Jesuiten und der mariani- schen Kongregationen in Linz, S. 20.

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