Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

336 tigte geschichtliche Irrtümer. Sein Antrag auf Entzug der Religions- konzession fand zwar in Wien, nicht aber in Prag ein geneigtes Ohr. Der erste L an d t a g auf Grund der neugeschaffenen Lage im Früh- jahr 1602 268 ) brachte neuerdings einen Protest gegen den schwer- kranken und nicht erschienenen Landeshauptmann. Die kirchlichen Gravamina umfaßten zwei Einzelfälle 200 ) und eine allgemeine Be- schwerde gegen die katholischen Pfarrer wegen Überforderung der Pfarrkinder mit Stolgebühren 270 ) . Die weiteren Auseinandersetzungen im Verlaufe des Jahres beendete eine höhere Macht. Am 1 0. 0 k- t o b e r 1 6 0 2 v e r s c h i e d a u f d e r G r e i n b u r g H a n s J a- k ob Freiherr von L ö b 1 nach längerer , schwerer Krankheit, nachdem er noch den Zusammenbruch des Aufstandes im Salzkammer- gut und die Durchführung der Religionsreformation in dieser letzten rein luthe~ischen Gegend des Landes ob der Enns erlebt ha.tte 271 ). In Anwesenheit des Abtes von Garsten und vieler hohen Würdenträger wurde der Mann in Grein begraben, den der Chronist Wolfgang Lindner <len Hammer der Häretiker und den sicheren Schützer aller guten sr.hwergeprüften Katholiken, besonders der Priester, nennt2n). Es ist nicht leicht, von diesem Manne, der für die einen der Retter der bedrängten Kirche, für die anderen der Verfolg·er des reinen Evan - geliums war, ein geschichtlich einwandfreies Bi 1d zu entwerfen. Als Quellen stehen hauptsächlich die Landtagshandlungen zur Verfügung. Sie sind als Äußerung·en der Löbl feindlichen Seite zu bewerten und verschärfen sich in drei Abschnitten (1592-1597, 1597-1598, 1599 bis 1602) immer mehr. Zuletzt tritt ihr Charakter als persönliche Befeh- dung eines verhaßten Todfeindes so auffällig zutage, daß ihre ge- schichtliche Glaubwürdigkeit in entsprechendem Maße sieb verringert. Da diese Angriffe fast ausschließlich in einer bestimmten Richtung liegen, darf man mit hoher Wahrscheinlichkeit annehmen, daß andere Beschuldigungen gegen Löbl nicht vorgebracht werden konnten. Wäre weiteres Material zur Verfügung gestanden, hätte dieser leidenschaft- liche Kampf damit nicht zurückgehalten. Di e Angriffe suchten den Landeshauptmann, weniger den Menschen Löbl, zu treffen. Als Landeshauptmann war Löbl zum Unterschied von seinen Vor- gängern, die sich in erster Linie als Mitglieder des Herren- und Ritter- standes fühlten, hauptsächlich und vor allem kaiserlicher Beamter, der Vollstrecker des Willens seines Herrn. Dazu kam ein persönliches Interesse an der Durchführung der Religionserneuerung, das ihn das ' 6 8 ) Annalen, Bd . XXXII, BI. I ff. " 9 ) Wolfgang Jörger beschwerte sich über den katholischen Pfarrer Bole8- lav Socer, der die zwei Benefizien in seiner Schloßka.pell e in Steyregg bean- spruchte. Der zweite FaJl betraf Erasmus von Starhemberg wegen Pupping. Die -Interzession der 3 weltlichen Stände in den Annalen, Bd. XXXII, BI. 123' ff. "") Da die Stände sagten , bei Begräbnissen, Trauungen und Taufen ati ßer der Pfarrkirche würden 10 bi über 50 fl. ungeklag t von den Grundobrigkeiten a ls Strafe genommen, kann es s ich lediglich um Pönfälle a uf Au sla uf handeln - Im Verweigeruugsfalle erschien der Landrichter zur Verhaftung oder verlangte bei einie-en Tausend fl. PönfaJl die Überstellung nach Linz. 271 ) Annalen, Bd. XXXIII, BI. 285. '") Lindners Annalen, S. 92.

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