Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

334 schwerer Zwist ausgebrochen, da die Prälaten das Recht des ersten Standes beanspruchten 259 ), während der Adel diesen Vorrang als ihm zustehend behauptete 200 ). Alles wartete gespannt auf die Resolution des Kaisers über die Wiedereröffnung des Landhausgottesdienstes, über den letzten Landtag, wenn dieser Schriftenwechsel diesen Namen noch verdient, und über die Angriffe auf den Landeshauptmann. Da ging im Salzkammergut ein Feuer auf, das weit über Österreich hin- ausleuchtete, das ganze Reformationswerk gefährdete, nach Steiermark hinüberzugreifen drohte und die Regierung zur Inanspruchnahme der Hilfe Salzburgs nötigte. Als Erhebung gegen die Religionsreformation bestätigte der Aufstand der Salzarbeiter die Vorstellungen Löbls und belastete die protestantische Seite in den Augen der Regierung schwer. Wie die kaiserliche Resolution angesichts des neuen Aufstandes aus- fallen würde, konnte nicht mehr zweifelhaft sein. Mit Entschließung vom 31. August 1601 befahl der Kaiser den Ständen die A b s c h a f f u n g d e s n e u e r d i n g s e r ö f f n e t e n R e 1i g i o n s e x e r z i t i u m s i m L i n z e r L a n d h au s. Gleich- zeitig verfügte er die Abschaffung der Landhauswache, die Ausliefe- rung der Prediger, der Wachtmeister und der Personen, welche das Mandat des Erzherzogs und die Dekrete des Landeshauptmannes herab- gerissen hatten 20 ' ). Obwohl dem Kaiser geraten worden war, zur Er- zwingung seines Willens das Pernhausersche Regiment zu verwenden, entschied sich Rudolf für den milderen Weg einer Kommission. Diese begann unter Löbls Vorsitz am 13. September 1601 ihre Tätigkeit 202 ). Da die Verordneten die Annahme des kaiserlichen Patentes verweiger- t en, ließ es der Landeshauptmann nach Hornsignalen von vier Trom- petern vor dem Landhaustore feierlich verkünden, an das Landhaustor anschlagen und auch auf anderen Plätzen der Stadt ausrufen. Rudolf verlangte bei Verlust der Religionskonzession und bei 50.000 Dukaten Pönfall Gehorsam 263 ) . Als die vorgeladenen Prediger, Professoren, Buchführer und Torsitzer im Landhaus nicht erschienen, sondern sich auf die Verordneten, diese aber auf die Stände ausredeten, zwang ein zweiter kaiserlicher Befehl, der auf Verlust von Leib und Gut lautete, die Stände am 16. September 1601 zur Einstellung des Landhausgottes- dienstes204). Gleichzeitig mit der Aufstellung der Kommission in Linz waren acht Wortführer der s t ä n d i s c h e n O p p o s i t i o n n ac h W i e n v o r g· e 1a d e n worden . Es hatten sich zu stellen: Sieg- mund Ludwig v_on Pollheim, Hans Wilhelm von Zelking, Erasmus "') Annalen, Bd. XXXI, Bl. 399' . 260 ) Eingabe der Herren und Ritter vom 24. August 1601 an dio Landeshaupt- mannschaft wegen Titulierung und Vorgang des o. -ö. Prälatenstandes im Stifts - archiv St. Florian, Cod. 15, BI. 118 ff. Dazu Annalen, Bd. XXXI, BI. 403' ff. 20 1 ) H a us-, Hof- und Staatsarchiv in Wien, Oberösterreich, 7. 262 ) Die Einzelheiten bei Khevenhil ler, Bd. VI, S. 2379 f. Stülz, Wilhering , S. 185 f. , und bei Bibi, S. 50 f. 263 ) Stülz, Wilhering, S. 186. 204 ) Das amtliche Protokoll der Kommission im Archiv des BM. für Unter- richt in Wien, IV., A. 3. Da.zu Raupach, Bd. I, S. 212 f.

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