Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

333 ehrenvollen Verabschiedungen, rühmte sich, daß er nach dem Sprich- wort „zu allen Brunnen und Wassern frei sicher gehen dürfe", wider- legte eine Reihe von Vorwürfen 2 " 1 ), hob hervor, daß er sich bei der Reformation mit den widerwärtigen Religionsverwandten aufs äußerste verfeindet habe, und bat um eine kurze Untersuchung· bei Hof. Löbl befürwortete Praunfalks Defension mit ehrenden Worten und verwies besonders auf die Feindschaft der Stände wegen des Reformations- werkes252) . Bezüglich des Landhausgottesdienstes hatten die Stände jede Rücksicht beiseitegeschoben. Die in Regensburg wartenden Prediger Caementarius und Bayer bestiegen nach zehn Wochen strengsten frei- willigen Hausarrestes aus Furcht vor J esuiten und Kundschaftern auf eine Verständigung der Verordneten um zehn Uhr abends ein Schiff und richteten die Fahrt so ein, daß sie gerade am Osterfeste (22. April) in Linz eintrafen. Ihre Familien waren in Ulm und in Kirchheim (in Württemberg) zurückgeblieben. Anomaeus, der bisher als Prediger in die Bresche gesprungen war, konnte sich wieder auf die Schule zurück- ziehen. Die Prädikanten wohnten im Landhaus, das durch eine Wache von 50 Mann und durch Türhüter wohl verw·ahrt war 253 ). Der kaiser- liche Hof hüllte sich einstweilen in Schweigen, es war naheli egend, daß man zuerst den Landtag vorübergehen lassen wollte. Der für den 29. April ausgeschriebene Landtag wurde am 3. Mai 1601 eröffnet2 5 ') . Er war sehr schlecht besucht und zweimal mußten Patente die Mitglieder während der Tagung nach Linz rufen. Als ihn Löbl am 1. Juli schloß, war das Ergebnis eine konditionierte Bewilli- gung von 50.000 fl. Zur Begründung der Konditionierung verwendeten die Stände diesmal die „Universalausschaffung" der Städte vom 11. Jänner 160l2 55 ). Löbl hatte den Städten Linz und Enns den Befehl geg·eben, den in der Religion Widersetzlichen binnen drei Monaten den Abzug aus den Erblanden aufzutragen. Die Feindschaft zwischen dem Landeshauptmann und den Ständen hatte einen Grad erreicht, daß auch der Geschäftsgang außerhalb des Landtages fast ganz stockte. Die Stände richteten ihre Eingaben nur mehr an die Landeshauptmann- sC:haft, nicht an den Inhaber cl erselben 200 ), Löbl schickte die stän- dischen Schriftstücke unerledigt in das Landhaus zurück 257 ). Vergeb- lich hatte der Prälatenstand zu vermitteln gesucht und den Kaiser um Abhilfe angerufen 258 ) . Zwischen dem Prälatenstand und dem Adel war ein '") Auch sein Vorgänger vom vor igen Jahr , Timotheus Granleutner, hätte den Eid bis heute nicht geleistet. ·wenn man behaupte, daß er einen s iegel- mangelhaf ten Brief (Pfarrer Laurenz Schwarzmayr von Steinerkirchen a . I gegen Sandmayr) vidimiert h a be, so möge ma n das Stück vorlegen. "') Schreiben Löbls vom 13. A ugust lGOl an Rudolf im Archi v des Mini- steriums des Iuner n in Wien, IV., H . 2. 253 ) Brief des Caemen tarius an das Stut tga r ter Konsistorium vom 29. Ma i l GOl be i Raupach, Bd. V, Supp!., S. 13. "') Annalen, Bd. 31, BI. 791. 255 ) Die genaue Darstellung unten. 250 ) Schreiben Löbls vom 18. Augus t lCOl a n Rudolf, Archiv des Bundes- ministeriums des Innern in Wien, IV., H. 2. 257 ) Schreiben der Herren und Ritter vom 27. August 1601 an Rudolf, ebenda. 258 ) Eingabe des Prä latenstandes vom 4. August 1601 an Ru do lf, ebenda.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2