Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

332 mann einer Gewaltherrschaft 246 ), des Mißbrauches der richterlichen Gewalt und gewinnsüchtiger Leihgeschäfte mit Mündelgeldern. Um den offenen Widerstand gegen die Dekrete des Landesfürsten zu bre- chen, lud Löbl am 26. Februar 1601 die drei Advokaten und Prokura- toren des landeshauptmännischen Gerichtes : Christoph Moll, Dr. Bal- thasar Eisler und Jakob Gumpolzhaimer, sowie den Advokaten M. Paul Tanninger wegen Besuches der Predigten im Landhause auf das Schloß in Linz vor. Da Gumpolzhaimer sich äußerte, er werde die Predigt besuchen, komme, was wolle, die anderen ähnliches verlauten ließen und sich alle äußerst herausfordernd benahmen, suchte Löbl um eine scharfe „Demonstration" für die Prokuratoren nach 247 ). Sie erhielten sechs Wochen Gefängnis und 100 fl. Geldstrafe, außerdem wurde die Landesverweisung über sie ausgesprochen. Eine n e u e S t ä n d e- p et i t i o n vom 1. März 1601, die Reicbart von Starhemberg· nach Prag stellte, warf Löbl zweideutige Geldgeschäfte vor, d-och ergibt eine kritische Überprüfung bei Einbeziehung der Zeitanschauungen die Übertreibung der Bezichtigungen 248 ) . Eine dr itt e B i t t s c h r i f t vom 27. April 1601 240 ) griff den neuen Sekretär des landeshauptmänni- schen Gerichtes, Nikolaus Praunfalk: 250 ), an und drohte, auf dem kom- menden Landtage mit Löbl nicht mehr zu verhandeln. Praunfalk sei nicht vereidigt worden und habe sich an anderen Orten wenig rühmlich gehalten. Löbl drang auf Untersuchung. Praunfalk berief sich auf seine 246 ) Si e führen an: die Verhaftung des Linzer Bürgers Hans Ger i11 g am 28. Dezember 1600 bei Puchenau, die Verhaftung und Mißhandlung eines Schöff- knech tes aus Ottensheim, die Überwachung der nach Ottensheim führenden Straße durch Späher, die Verhaftung des Predigers eines Mitgli edes des Herrenstandes i n Puchenau am 4. Februar an läßlich eines Besuches in Linz. Gegen die Fenster von Bürgern, die vor dem Sch lafengehen Gott an riefen, seien fa ustgroße Ste ine geworfen worden. 247 ) Aus dem Extrakt des Reformat ionsprotokoll s der drei landeshauptmän- nischen im kaiserlichen Schloß verarrestierten Ger ichtsadvokaten und Prokura- tores, a uch M. Paul •ranninger betreffend . Beilage zu Löbls Verantwortung im Aug us t 1601. Archiv des Ministeriums für I nneres, IV., H. 2. 24 8 ) Archiv des Mini steriums des Innern in Wien, IV., H . 2. Die Beilage verzeichnete 8 Fälle, mit einer Ausnahme durchwegs Geldangelegenheiten. Iu 4 Fällen (Nr. 4, 5, 6, 7) handel te es sich um die Au sleihe von Geldern, die beim lande hauptmännischen Gericht erl egt waren, ohne Wissen der Parteien, in einem Fall (Nr . 2) um Unordnung in einer Liquidationsschuld, in 3 Fällen (Nr. 1, 3, 8) um Rechtshände!, die mit Geldfragen verquickt waren. Nr. 2 betraf e ine Klage gegen den Propst von St. Niko la wegen eines Kaufvertrages, Nr. 3 den Strei t zwischen Niedernburg und Gmunden , ob die Kirchenrechnung im Pfarrhof oder im Rathaus von Gmunden gehalten werden soll e, Nr. 8 die Verhaftung des Pfar- r ers Koloman Salfinger durch die Stadt Enns wegen Beleidigungen. Am 11. Jän- ner 1601 befahl Löbl bei 200 fl. Pönfa ll die Entlassung des Pfarrers und behielt s ich Maßnahmen gegen die Stadt vor, die gegen den Pfarrer ohne genügende Gründe derart ver fahren wäre. 240 ) Archiv des Ministeriums des Innern in Wien, IV., H. 2. Das mit 21 Auf. drucks iegeln versehene Dokument is t durch deu Brand des Wiener Justizpalastes 1927 fast unl eserlich geworden. 200 ) Praunfalk war im Dienste der Passauer Kurie gestanden und am 10. Sep- tember 1600 von Rudolf II. zum Sekretär des landeshauptmännischen Gerichtes tlr• nan nt worden. Al s si ch der kaiserliche Zeugenkommissär , Pfarr er Michael Kugler, den Religionsmandaten nicht fügte u nd nach Regensburg zog, sch lug Löbl den Praunfa lk auch zum Zeugenkommissär vor.

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