Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

331 worden und ein Beschluß der Stände vom 30. Juni machte dem Rektor die Weiterführung unter Zusicherung des Schutzes zur Pflicht. Von 1600- 1602 liefen Löbls Befehle zur Einstellung, wobei der Landes- hauptmann bis auf 10.000 Dukaten Pönfall ging. Erst am 10. Oktober 1601 ließ sich Rektor Anomaeus 238 ) und am 23. Juli 1602 Schulinspektor und Prediger Oaementarius 230 ) von dem schwierigen Posten entheben und die einst so berühmte Schule hatte ihr vorläufiges Ende erreicht. Noch hartnäckiger gestaltete sich der Kampf um die Aus t i 1g u n g d e s L an d h a u s g o t t e s d i e n s t e s. Wie oben erwähnt, waren Caementarius und seine Kollegen Bayer und Löffler am 22. März 1600 zu Schiff nach Regensburg abgereist. Im Jänner 1601 erhielten Oae- mentarius und Bayer von den Verordneten aus Linz die vertrauliche Weisung, sich von ihren Aufenthaltsorten nach Regensburg zu begeben und dort Näheres abzuwarten 240 ). Am 11. Februar 1601 wagte sich der heimlich e Notgottesdienst im Landhaus z u m e r s t e n m a 1 e s e i t d e m 1 8. M ä r z 1 6 0 0 i n a 11 e r F o r m w i e d e r a n d i e ö f f e n t 1 i c h k e i t. Wie früher lud die Glocke zur Predigt und angeblich geg·en 3000 Personen, darunter Bür- ger und Bauern, strömten in das Landhaus, um den neuen Prediger zu hören. Der kühne Schritt überraschte Löbl, der krank auf der Greinburg lag. Der Landeshauptmann verlangte die sofortige Einstel- lung241) und zeigte den Vorfall Erzherzog Matthias an. Dieser ließ durch Löbl nach den Anstiftern fahnden 242 ) und suchte durch die Geheimräte in Prag den Kai ser zu einem entscheidenden Schritt zu bewegen 243 ). Gleichzeitig sondierte man beim Sekretär des Geheimen Rates, ob an der von den Ständen behaupteten mündlichen Erlaubnis des Kaisers etwas daran seF 0 ). Sie dürfte, da sie in keiner ständischen Eing·abe erwähnt wird, aus der Luft geg·riffen gewesen sein. Die Ant- wort der Stände war, daß das Patent des Erzherzogs Matthias und die Dekrete Löbls vom Landhaus, wo sie angeschlagen waren, herabge- ri ssen und auf die Gasse geworfen wurden. Eine e r s t e S t ä n d e- p e t i t i o n vom 24. Februar 1601 2 ' 5 ) nahm Löbl, seinen Anwalt Heg- genmüller und die im Schloß residierenden J esuiten auf das Korn. Das Regiment Löbls und die von den Jesuiten angestiftete Wirtschaft wollten sie nicht länger dulden. Sie beschuldigten den Landeshaupt- " ") Anomaeus zog in seine Heimat Wohnsidel im Voitlande (Raupach, Bel . IV, S. 150, Anm. a) und wurde 1607 Mathematikprofessor an der Un iversität Wittenberg. Raupach, Bd. V, S. 4, Anm. c. " 9 ) Caementarius wurde uoch 1602 Superintendent in Blaubeuren und 1608 in Regensburg. R.aupach, Bd. V, S. 14, und Supplementum, S. 10 ff. 24 0) Ilaupach , Bd. V, Suppl., S. 12 f. 241 ) Befehl Löbls an die Verordneten vom 12. Februar 1601 im Archiv des Ministeriums des Inneren in Wi en, IV, H. 2. '") Befehl des Erzherzogs Matthias an die Verordneten vom 16. Feb ruar 1601 im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien, Oberösterreich, ,. 248 ) Das Schreiben des Erzherzogs Matthias an die Geheimen Räte vom 16. Fe- brua r 1601 ebenda. 2 H) Schreiben des Erzherzogs Matthias an Sekretär Ba rvitius vom 17. Fe- bruar 1601 ebenda. 246 ) Archiv des Ministeriums des Innern, IV., H. 2.

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