Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

329 und durch herrenloses Gesinde 222 ) . Löbl scheint durch diesen fqlgen- schweren Beschluß überrascht worden zu sein. Sein Einstellungsbefehl vom 22. Juui 223 ) betonte, daß ihm und dem Kaiser vorgegriffen worden sei und daß die Bewaffnung des Landes nicht nur als Widerstand gegen den Erbfeind aufgefaßt, sondern auch „auf andere Wege gezogen und verstanden" werden könnte. Sicherlich gehörte diese andere Auf- fassung zu den Dingen, über die niemand sprach, an die aber jedermann dachte 224 ) . Sie schien den Ständen so bedeutsam, daß wegen dieser einen Sache ein eigener Kurier nach Prag ging 225 ) . Das Schreiben an den Kaiser 220 ) bezeichnete die Bewaffnung als Selbstschutz, verwies auf die Ausschreitung·en beim Abzug des Mers- bergerischen Regiments, wobei es auf beiden Seiten Tote gegeben habe, und auf die Exzesse beim Anlauf zum Regiment Schönberg 227 ) . Erzher- zog Matthias war von dem Vorgehen der Stände peinlich betroffen und tadelte sie mit der Begründung, das unverständige Bauernvolk könnte die Wiederbewaffnung „auf weitere und andere Sachen verstehen" . Im Oktober 1600 versuchte eine Gesandtschaft nach Prag unter Führung des Erasmus von Tschernembl den verlorenen Boden wieder zu ge- winnen. Die von ihnen überreichte Petition vom 8. Oktober brachte die früheren Gravamina vor und bezeichnete die Abschaffung des Land- hausgottesdienstes und die Schließung der adeligen Landschaftsschule als Handlungen gegen die Religionskonzession 228 ) . Es scheint, daß sich der Kaiser mit der schnellen Abschaffung lutherischer Bürger in den Städten ni cht einverstanden erklärte" 0 ) . Im übrigen stand der Hof, der sich gerade mit Tschernembl, •mit Aspan von Hag wegen Annaberg und mit Erasmus von Starhemberg wegen der Spitalkirche Ottensheim befaßte 230 ), zu Löbl. Die immer stärkeren Versuche, den Landeshauptmann bei Hof in Mißkredit zu bringen und seine Absetzung zu erzwingen, verliefen er- gebnislos. Löbls Stellung war, seitdem er zum Vorsitzenden der Re- fo rmationskommission ernannt worden war, doppelt heikel. Trotz der vielen Resolutionen und Patente des Kaisers mußte der Landeshaupt- mann vielfach auf eigene Verantwortung handeln . In den Ständen mußte er seit der Religionsreformation ni cht mehr Gegner, sondern Feinde erkennen, die mit Absicht seine Person zu treffen suchten. Seine R e c h t fertig u n g vom 18. Juli 1600 bezeichnete den Haß als "') Annalen, Bd . XXX, BJ. 168. Unterschrieben hatten 3 Prälaten, 6 Herren, 11 Ritter und die 7 Städte. Dazu ebenda, BJ. 170'. ' '") Ebenda, Bl. 171'. 224 ) Ebenda, BI. 173' . "') Ebenda, BJ. 186' . 226 ) Vom 24. Juni 1600. Ebenda, Bl. 180' . 227 ) Die Knechte seien zu 100, ja 2-300 mi tei nander gelaufen und hätten die a rmen Leute förmlich gebrandschatzt. 22 8 ) Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Cod . 379/5, Bl. 298. Bauer, a. a . 0., S. 29. "') So nach Tschernembls Relation . Stülz, Wilhering, S. 183, Anm. 230 ) Starhemberg war persönlich nach Prag vorgeladen worden und erhi elt am 10. November 1600 vom Kai ser die Erlaubnis zur Heimreise. Grillnberger 0., Das Wallseer Spital zu Ottensheim, AGDL., Bd. I (1904), S. 78.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2