Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

328 Die Freude stellte sich indes als verfrüht heraus. Die Stände waren nur dem sie überraschenden Zugriff gewichen und suchten sofort di e Aufhebung des Landhausministeriums rückgängig zu machen. Genährt wurde der Geist des Widerstandes durch die scharfe Durchfüluung der Religionsreformation in den Städten, durch die schweren Geld- abstrafungen der gefangenen Bauern, wodurch die Grundherrschaften betroffen waren 216 ), und durch zwei geplante Einquartierungen im Lande. Das Regiment des Reichart von Schönberg sollte seinen Musterungs- platz in Enns erhalten, das Mersbergerische Regiment an beiden Seiten der Donau von Passau nach Linz einquartiert werden. J ede dieser drei Maßnahmen stand in Zusammenhang mit der Religionsreformation' 11 ) . Den Musterungsplatz verdankte das Land nach einer vertraulichen Mit- t eilung Engelhofers an Reichart von Starhemberg einem vornehmen, assistierenden Rat in Wien, den die Herren beim Nachdenken wohl er- raten könnten 218 ) . Es ist wohl Unverzagt gemeint. Der vor der Türe stehende Landtag versprach bei dieser Hochspannung keine gedeihli che Arbeit. Der auf den 17. April 1600 ausgeschriebene Landt ag wurde am 26. April eröffnet, zweimal (24. Mai und 4. Juni) wieder zusammen- berufen und am 1. Juli, da die Stände die Landtagstraktation ver- hinderten, geschlossen. Er setzte sich, wie sein Vorgänger vom J ahre 1599, in Verhandlungen am Hofe in Prag fort 210 ) . Kommissäre waren Löbl, Alexander von Garsten 220 ), Weikhart von Pollheim, Hans von Heim und Hans Adam Gienger. Die Proposition hatte unter anderem einen Beitrag zum Ausbau des baufälligen Linzer Schlosses nach fertigen Modellen vorgesehen. Den Kern der Verhandlungen bildete die Forde- rung der Kommissäre nach bedingungsloser Bewilligung, während die Stände ihre Bewilligung erst nach Beruhigung des Religionswesens und nach Abstellung der Pönfälle zusagten. Dagegen befahl ein Stände- ausschuß am 16. Mai dem Rektor der Landschaftsschule die W i e d e r- a u f n a h m e d e s S c h u 1 b e t r i e b e s i m L an d h au s und be- auftragte die Verordneten mit der „Zusammenschreibung" der Stände bei Religionsfragen trotz des Verbotes des Landeshauptmannes 221 ) . Bei Erforderung durch Löbl durften sich die Professoren nicht stellen, son- dern hatten sich bei den Verordneten anzumelden. Am 7. Juni be- schlossen die Stände die B e w a ff n u n g d e r B ü r g e r u n d Untertanen gegen die Überflutung des Landes durch Gartknechte 2 1 6 ) Annalen, Bd. XXX, BI. 221. Beschwerden gegen Löbl ebenda, BI. 225 f., 232, 233'. Erst am 14. September 1600 erklärte Löbl, er wolle bis zu einer weiteren kaiserli chen Resoluti on mit der Bestr afung inneha lten. Ebenda, BI. 240. " 1 ) Die Bauern der Prälaten, der kaiserli chen und Khevenhillerschen Herr- schaften waren von der Bes trafung ausgenommen . Vergl. Annalen, Bd. X.XX , BI. 65. 21 8 ) Anna l en , Bd. XXX, BI. 327' . "') Das reiche :Material in den Annalen, Bd. XXX. 220 ) Alexander von Wilhering wurde 1599 nach Garsten postuliert und trat nach päps tli cher Dispens für den übertr i tt in den Benediktinerorden 1600 die Ab- tei Garsten an. Zur Charakteri stik des Abtes Alexander Stii lz J., Wilhering, s. 178 ff. "') Linzer Landesarchiv, Bescheidbuch 1594-1602, BI. 382. Ver!l'l. auch BI. 427.

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