Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

325 solution, die Erzherzog Matthias den Ständen unter der Enns zugestellt hatte 197 ) , lehrte sie, daß ihre Nachbarn keine bessere empfangen hatten 1 88 ). Ein offenes Patent der Verordneten berief die Landleute für den 28. Juli 1599 nach Linz 190 ) . Ihr Beschluß vom 29. Juli beharrte auf dem früheren Standpunkt und suchte diesen durch die alte Notrechts- klausel ihrer Bewilligungen zu decken. Nach ihr durften die Stände bei Feindes- oder anderer Not im Lande selbst in die Bewilligung greifen 200 ) . Bei dieser Sachlage griff die Regierung zu s c h ä r f e r e n Mitte 1 n und verlangte am 6. August 1599 den persönlichen Zuzug oder 2000 Mann 201 ) . Die Stände sagten zu, wenn der Kaiser und die übrigen Länder gleichfalls persönlich in das Feld zögen 202 ), und ließen drei weitere Hilfsschreiben des Kaisers 203 ), zwei Bitten des Erzherzogs Matthias 204 ) und eine Erinnerung Löbls' 05 ) unerhört2° 0 ) . Da trat eine unerwartete Wendung ein. Trotz der zerschlagenen Friedensverhand- lungen und trotz des schlechten Widerstandes des christlichen Feld- heeres zog Ibrahim Pascha am 26. Oktober 1599 von Gran ab. Nun galt es, eine ganze Reihe von Regimentern abzudanken und ihnen die entsprechenden „Bedank plätz e" anzuweisen. Waren schon die Musterungsplätze mit dem „Anlauf" der Knechte und den Scharen der Untauglichen, die das Land abgarteten, eine wahre Plage, so galten die Abdankung·splätze als Gottesgeißel. Da im vorlieg·enden Falle die Regimenter nur teilweise ihren Sold erhalten hatten, bestand die er- höhte Gefahr der Landesverheerung durch eine zügellose Soldateska. Im November 1599 verständigte Erzherzog Matthias die Stände von der Verlegung von 1000 Pferden und eines Regimentes Knechte um Linz, Wels und Enns. Da· galt es nun für die Stände, um jeden Preis den Schrecken dieser Einquartierung und das dahinter lauernde Ge- spenst einer Gegenreformation mit fremdem Kri egsvolk zu bannen. Nach bewegten Verhandlungen gelang Freiherrn Hans Jörger die Um- wandlung der Einquartierung in eine Anleihe von 60.000 fl. 207 ). Von einem Abdankungsplatz im Lande ob der Enns war vorläufig keine Rede mehr, doch hielt Löbl jetzt den günstigen Augenblick zur Ab- schaffung des Linzer Landhausminfateriums ftiT gekommen. 197 ) Ebenda, BI. 98. 10 8 ) Ebenda, BI. 9G' nnd BI. 100. 109 ) Ebenda, BI. 111. 200 ) Die Antwort der Stände an Rudolf vom 29. Juli 1599 ebenda, BI. 93. 201) Ebenda, BI. 289' . 202) Ebenda , BI. 290. 203 ) E ines vom 25. September, zwei vom 14. Oktober 1599 . Annalen, Bd . XXI X, BI. 312, 322 ' und 325. · 2 0 4 ) Ebenda, BI. 316' und BI. 326. 2 0• ) Ebenda, BI. 321'. 206 ) Ebenda, BI. 314, 316', 327', 329 . 2 0 7 ) Die Relation des Wiener Gesandten vom 24. November 1599 in den An- nalen, Bd. XXIX, BI. 405' f f . Vergl. dazu ebenda, BI . 410' und 412. Löbls Be- s tätigung vom 2. Jänner 1600 im Archiv des BM. für Unterri ch t in Wien, IV A . 3. Zum Gan zen Müller J., Die Verdienste des Zacharias Geizkofler um die Be- schaffung der Geldmittel für den Türkenkri eg Rudolfs II. , MJöG., Bd. XXI (1900), s. 251 ff.

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