Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

324 aufgestellt und hatte längs tens am 14. Juni abzureisen. Am 15. Juni brachen die Stände selbständig den Landtag durch folgenden Schluß ab: Wegen der täglich immer ärger werdenden Gravamina in Reli- gions- und Profansachen beschließen die drei löblichen Stände, so viele deren auf diesem Landtage beisammen sind, einhellig· und communi voto , e s b 1 e i b t b e i d e r c o n d i t i o. Die Verordneten durften von der (früheren) Bewilligung bis zur Beschwerdenabstellung nichts erlegen 101 ). Die G e s an d t s c h a f t n a c h P r a g stand unter der Führung des Freiherrn Wolfgang Jörger und war mit Kredenzschreiben für die Geheimräte Rumpf, Trautson, Hornstein, Megger und Mollart und für Sekretär Engelhofer ausgestattet. Die zwei ersteren wurden als „gün- stig und gnädig" bezeichnet 102 ) . Das Schreiben an den Kaiser sprach von den Pönfällen, die über zwei Tonnen Gold ausmachten, behauptete, daß außer dem Prälatenstand nur wenige Personen unter den Obrig- keiten und Untertanen im Lande der römischen Religion zugetan seien und daß sich wegen des über 50 Jahre hell scheinenden Evangeliums viele Personen aus anderen Ländern mit namhaften Vermögen in die- ses Land begeben hätten. Nach der Erörterung einiger besonderen Punkte berief sich das Schreiben auf die von Maximilian II. gewährte Spezialfreiheit der Religion, zog die 1,200.000 fl. , welche die Stände dafür erlegten, und die seither für den Kaiser geleisteten 70 Tonnen Goldes an. Die bisherige Gewohnheit sei vom Kaiser seit Jahren zu- gelassen worden. Ilue Bewilligungen seien laut Ausweis der Schadlos- briefe freie Bewilligungen und könnten nur verwirklicht werden, wenn sie der Kaiser bei ihrem offenen Religionsexerzitium bleiben ließe. Nach den üblichen Anmeldungen 1 03 ) fand am 8. Juli die Audienz bei Rudolf statt. Wolfgang Jörger legte die Gründe für die Legation dar, ent- schuldigte die Stände wegen des Verdachtes, in den sie beim Kaiser geraten waren, verbreitete sich über die Gravamina der weltlichen Stände und bat, sie bei der Religionskonzession zu schützen 10 •) . Die kaiserliche Antwort vom 10. Juli, den Gesandten am 12. zugestellt, fi el vernichtend aus . Sie besagte im wesentlichen, die Gesandten mögen heimkehren und ihre Bewilligung unkonditioniert tun, dann werde sich der Kaiser nach Billigkeit resolvieren 195 ) . Da ihnen aufgetragen wurde, sich möglichst bald von Prag hinwegzubegeben, machten sie sich un- verrichteter Dinge heim. Ein Brief ihrer Mitgenossen, in Prag auszu- halten, traf sie bereits unterwegs 100 ). Hans Schifer erstattete Beri cht über den Verlauf der Mission. Ein Vergleich mit der kaiserlichen Re- 191 ) Annalen, Bd. XXIX, BI. 97'. '") ·w olfgang Rumpf, der Präs iden t des Geheimen Rates, halte eine Mah- nung des P a pstes K lemens VIII. vom 15. August 1596 erhalten, fli r d ie Entfer nung der Häretiker vom kaiserlichen Hofe zu sorgen. Pastor , Bd. XI ,_,, S. 274, Anm. 2. 193 ) Annalen, Bd. XXIX, BI. 84'. 10 ') Das Sclu·eiben der Gesandten vom 8. Juli 1599 nach L inz, ebenda, B I. 86, vom 13. Juli, BI. 87 f . Die J a hreszahl 1601 beruh t auf einem Versehen. 195 ) Ebenda, BI. 83'. 196 ) Ebenda, BI. 107.

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