Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

323 äußersten Erbfeindsnot wegen der Gravamina einzelner Mitglieder das gemeine Landtagswesen solange gesperrt oder den Kaiser dahin einge- engt hätten, daß gleich alles vorher resolviert werden müßte 183 ) , verharr- t en die Stände bei ihrer Haltung 184 ). Der Kaiser tadelte sie weg·en dieser Gefährdung des Vaterlandes und wegen ihrer Verbündung mit den Städten ernstlich 18 ") und gab den Städten einen besonderen Verweis, daß sie sich zum Adel geschlagen und zur Verschleppung des Land- tages mitg·eholfen hätten 180 ) . Kein Wunder, daß Dr. Heher am 5. Mai 1599 von Prag nach Linz schrieb, w a s a m P r a g e r H o f e „d i e g e m e i n e S a g" ü b e r d e n L a n d t a g s a u f s c h u b d e r S t ä n d e s e i, w e r d e i h n e n T s c h e r n e m b 1 m i t g e t e i l t h ~, b e n. Zugleich machte er Mitteilung über einen Konvent von fünf- zehn Fürsten in Ma g d e b u r g am 3. Mai, dem auch der König von Dänemark und wahrscheinlich auch der französische und eng·li sche Ge- sandte beiwohnten. Ein Beweis, daß die Stände auch die europäische große Politik sorg·fältig verfolgten und mit den Rückwirkungen auf Österreich rechneten, daß sie aber auch bereits unter Tschernembls Führung jenen Weg betraten, der Land und Leute später in so großes Unglück stürzte. Diesen Fürstenkonvent hatte Klesl im Auge, als er in einer Denkschrift an Rudolf II. wegen dessen Heirat und Nachfolge von „seltsamen und bösen Praktiken im HI. Römischen Reiche unter etlichen protestantischen Kur- und Fürsten mit Frankreich, Dänemark usw." sprach, und „daß e s auc h in Böhm e n, Unga rn und ö s t e r r e i c h L e u t e g ä b e, w e 1 c h e I n t e n t i o n e n, d i e gege n d as H aus Österre i c h vorgenommen werd e n könn e n, ge rn e b e förd e rt s e h e n" 187 ). Am 11. Juni 1599 begann der dritte Abschnitt des Landtages. Die „hauptsächliche Landtagsantwort" 188 ) sagte die Bewilligungen nur gegen die Abstellung ihrer Beschwerden zu, unter denen sie unordent- liche Prozesse bei Besitzentziehungen, Pönfälle in der Höhe von über 200.000 fl. , fortgesetzte Ansätze und Arrestation von Personen und die Beschränkung der Freiheiten der Religionskonzession anführten. Nach der Aufzählung ihrer stattlichen finanziellen Leistungen verkündeten sie, daß sie nur bei Ruhe in der Religionsfrage und bei Verschonung mit fremdem Kriegsvolk die Bewilligung·en des Vorjahres leisten könn- ten. Alle Gegenvorstellungen der Kommissäre gegen die „neuartigen Anhänge" waren vergeblich 180 ) , die Stände wichen nicht von ihrem „Reservat" 100 ) und verlegten durch eine Gesandtschaft nach Prag den Linzer Landtag an den Hof. Die Gesandtschaft wurde am 10. Juni 18a ) E benda, BI. 29. 1 84) Ebenda, BI. 32' . 1 8•) Ebenda, BI. 42. 18 6 ) Ebenda , BI. 44' . Eine Abschrif t im Musealarchi v, Bd . XXXV, Fasz. XXI, Nr. 17. 1 87 ) Hammer/Purgstall, Kies!, Urkundenba nd, S. 323 ff. 1 68 ) Annalen , Bd. XXIX, BI. 67'. 189) Ebenda, BI. 72 und 82. IDO) Ebenda, BI. 82. 21*

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