Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

Erster Abschnitt. Der Anteil der Stände an der Eroberung des Landes ob der Enns für die Ideen Luthers unter Ferdinand I., 1525-1564. I. Von der ersten Einführung der religiösen Frage auf den Landtagen bis zum ersten Bekenntnis der weltlichen Stände zur Augsburger Kon- fession, 1525-1538. 1. Die besondere Lage im Lande ob der Enns. Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung· und seine kirch- lichen, religiösen und politischen Verhältnisse von 1490 bis 1525 sind uns heute bekannt 1 ) . Das Land weist Merkmale der allgemeinen Zeit- lage, daneben aber g·anz besondere Züge auch im Rahmen der übrig·en österreichischen Erblande auf. Drei Fragen standen im Vordergrunde und drängten nach rascher Lösung: die Kirchenreform, soziale Hilfe für die Bauernschaft und die Abwehr der Ti.irkengefahr. Die „Landschaft", die politische Vertretung des Landes, gegliedert nach den vier Ständen der Prälaten, der Herren, Ritter und der Ver- treter der sieben landesfürstlichen Städte, stand im erbitterten Rechts- streit um die staatsrechtliche Anerkennung der Selbständig·Irnit des Landes als eines eigenen Gebildes gegen die übrigen niederösterreichi- schen Nachbar- und Bruderländer"). Dieser Kampf, der nach der Sitz- ordnung und Re ihenfolge der Abstimmung auf den gemeinsamen Ländertag·ungen „P r ä z e d e n z s t r e i t" hieß, hielt die ganze Land- schaft mit den weit auseinandergehenden Interessen der vier Stände wie ein eiserner Ring zusammen. Di e Anfänge dieser Rechtsunklarheit 1 ) Die Kenntnis des gleichna.mig·en ersten ßa.ndes der Studien zur Beforrua- tion,<;geschichte Oberösterreichs ist für das Verständnis dieses zweiten Bandes unerläßlich. ') Dr. Eder Karl, Die Stände des Landes ob der Enns 1519- 1525. Sonder- abdru cke a ns den „Heimatgauen", Zeitschrift fiir oberösterreichisc·he Geschichte, Landes- und Volkskunde, Heft 11 (1926). 1*

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