Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

321 Löbl weitere Maßnahmen durch und verbot am 17. Februar 1599 den Auslauf der Bürger mit Taufe, Hochzeit und Seelsorge. Ratspersonen wurden bei der ersten Übertretung 200 Golddukaten, Bürgern 100 Golddukaten Pönale angedroht. Alle maßgebenden Stellen verfolgten die Vorgänge in Linz -mit größter Aufmerksamkeit. Papst Klemens VIII. (1592-1605) sandte Rudolf II. ein L o b b r e v e vom 13. Februar 1599 wegen seines ent- schiedenen Eintretens für die katholische Religion im Lande ob der Enns 107 ). Der Papst spricht seine Befriedigung über die ihm von Nun- tius Spinelli berichteten Maßnahmen in Linz und in der ganzen Pro- vinz, besonders über die Vertreibung der häretischen Prediger, aus. Anerkennend gedacht ist der genauen Durchführung des kaiserlichen Willens durch den Landeshauptmann Johann Jakob Löbl. Der Papst fordert den Kaiser zur Fortsetzung seines Planes, Reinigung be1der österreiche von der Häresie, auf, warnt vor Zaudern und Lässigkeit und empfiehlt rastlosen Eifer im Werke Gottes, der ein reicher Ver- gelter sein werde. Mit dem Glückwunsche für das „Lintzianum nego- tium" verband Klemens VIII. die Mahnung, die geplante Gründung eines Priesterkollegiums in Linz zu fördern, und sagte seinerseits Unter- stützung zu. b) Abwehrkampf der Stände gegen die gesetzlichen G r u n d l ag e n d e r R e 1 i g i o n s e r n e u e r u n g. Der für 1. März 1599 einberufene Landtag, der dringende Mittel gt;gen die Türken bereitstellen sollte, gestaltete sich zur letzten großen parlamentarischen Demonstration der Landstände und war der letzte hervorragende Ausläufer in der langen Reihe politischer Schlachten. Obwohl er sich durch monatelange Verschleppung zu einem Ungetüm auswuchs, zerschellte alle ständische Opposition am Granit des unab- änderlichen Entschlusses vom 18. Oktober 1598 108 ) . Die Stände hatten die Zeit seit der letzten Versammlung zu enger F ü h 1 u n g n a h m e m i t d e n S t ä n d e n u n t e r d e r E n n s be- nützt. Besonders war es ihnen um die zwei Fassungen der Religions- assekuration zu tun, deren eine „mehr Worte über das Religionsexer- zitium in den Städten" enthielt 100 ). Die Assekuration, Prag, 14. Jänner 1571 110 ), nahm die kaiserlichen Städte und Märkte ohne jede Ein- schränkung· aus. Der Reversbrief der Stände machte dagegen einen Zusatz, der das kaiserliche Verfügungsrecht über die Städte und Märkte durchlöcherte. Der Text lautete nämlich: ,,. . . doch außer- halb höchstgedachter Röm. Kayserl. Majest. Städte und Märkte, dar- i n n e n w i r n i c h t H ä u s e r h a b e n." Der Sekretär Zacharias 167 ) Cod. chart. Sig. J 58 und 59 der Bibliotheca Vallicelliana , S. 189. · Ge- druckt bei B. Dudik, Auszüge aus päpst lichen Regesten für Osterreichs Ge- schichte. Archiv fii.r Kunde österreichischer Geschichtsquellen, Bd. XV (1856). s. 227 f . 16 8 ) Vergl. Bibi V.• a. a. 0., S. 23 ff. 169 ) Annalen, Bd. XXIX, BI. 147', 148' nnd 150' . 170 ) Raupach, Bd. I, S. 125 ff . 21

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