Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

318 Da der Landeshauptmann den Hof vertraulich um ein Patent a n d i e d u r c h z i e h e n d e n O b e r s t e n, H a u p t- u n d B e- f e h 1 s 1 e n t e 147 ) ang·egangen hatte, erhielt er dasselbe mit dem Auf- trage, es geheimzuhalten und nur im äußersten Notfalle zu gebrau- chen. Es wies die Offiz iere an, Löbl, der auf kaiserli chen Befehl handl e, zu unterstützen. Di e „N e b e n s c h r i f t an cl i e K o m- m i ss ä r e in ca u s a r e forma t i o n i s" 148 ) lenkte in di e Bahnen ,,gemachen Vorgehens" ein. Der Kaiser erbat den Rat der Kommissäre, ob und wann die Exekution gegen di e Linzer Prädikanten ohne ge- J'ährliche Weiterung durchgeführt werden könn e, und gab ihnen die Anweisung·, die Ersetzung der Anwälte in Steyr und Wels vo rläufig fallen zu lassen und sich mit der allmählichen Neubesetzung der Stadt- schreibereien und der vornehmsten Ratstellen, wie der Ämter beim Land, beim Salz- und Eisenwesen, dnrch ka tholi sche Personen zu be- gnügen. Läßt schon die Hauptresolution mit den angefi.Uuten fünf Neben- schriften die sorgfältige Vorbe reitung des entscheidenden Schrittes er- kennen, so bildete Rudolfs R e s o l u t i o n ü b e r d i e g e i s t 1 i c h e L eh e n s c h a f t u n d V o g t e i" 0 ) die juridische Ergänzung zur Religionsreformation. Es war klar, daß es besonders auf dem Gebiete der Vogtei Streitigkeiten geben werde. Der Kaiser unter schied drei Gruppen von Möglichkeiten. U n k l a r e F ä 11 e wurden uuter Zu- sicherung von Appellation und Revision auf den Prozeßweg verwiesen. „Un d i s p u t i e r l i c h e" Pfarr e n, die erst seit Menschengedenken oder kürzlich unter dem Scheine der Vogtei eing·enommen wurden, hatten di e Detentoren im Fall e der bloßen Vogtei abzutreten, bei Weigerung· hatte der Landeshauptmann sie einzuziehen und den Be- si tzern einzuantworten. Im Widerstandsfalle g'ing·en die Unkosten zu Lasten der Usurpatoren. Dann g·ab es viele dur c h Kauf e r w o r- b e n e P f a r r e n, deren gutgläubige Besitzer sich der Abtretung für überhoben hielten, obwohl ihnen der Kauf von Nichteigentümern nach- gewiesen werden konnte. In diesem Falle schrieb Rudolf Erkundigun- gen vor, welche Pfarren das seien und ob und wie die Vogteien er- kauft wurden. Di e Zusicherung des Rechtsganges und die Achtung erworbener Rechte las11en bei aller Dehnbarkeit der Weisungen die Neuordnung des Vogteiwesens keinesweg·s als reinen Willkürakt er- scheinen. Außer dieser Resolu tion über Lehenschaft und Vogtei vom 18. Ok- tober 1598 ließ der Kaiser durch Erzherzog :Matthias 100 ) seine E 11 t- s c h 1 i e ß n n g v o m 1 3. März 1 5 9 0 wegen d e r ersten I 11- s tanz i 11 Re 1 i g· i o n s s ach e n veröffentlichenm). Eine formell e Veröffentlichung war 1590 1rnterbli eben, die Parteien wurden im Ein- '") Abschriftlich wie di e übrigen Stiickc im Archiv des Bnndcsministeriums für TT nterri cht in ,vien , C. 23. " 8 ) Ebenda. 149 ) Ebenda. Eiu Extrakt in den A un a len, ßd. XX.VllJ, BI. 301. IGO) Podiebrad, 18. Oktober 1598. "') Annalen , Bd. XXVJTI , BI. 2!16. A!,gedruckt bei ltaupach , Bd. lV, S. 95 f.

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