Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

314 sonderen Umstände dieses Falles als Härte bezeichnen und das tragische Geschick Dr. Gotthardts bedauern 131 ). Das Alter und die Kränklichkeit des Bischofs - rmm erwa rtete schon 1588 sein Ableben - drängt e die Frage eines K o a d j u t o r s in den Vordergrund. Urban von Treubach war grundsätzlich g·egen einen Kandidaten aus dem bairischen Herrscherhaus. Ein bairischer Herzog auf dem Passauer Bischofstuhl bedeutete für ihn die Ausliefe- rung des Hochstiftes an die dynastischen Interessen der Wittelsbacher und den Untergang seines mächtigen Diözesananteiles in Österreich . Zu dieser letzteren Annahme war der Bischof auf Grund seiner lang·- jährigen Erfahrungen mit den Landständen Österreichs durchaus be- rechtigt. Baiern hatte für seine Pläne im Domkapitel vorgearbeitet und in D r. B a r t h o 1 o m ä u s v o n A r z t einen Vertrauensmann ge- wonnen. Aus unbekannter Ursache lieferte der Propst von St. Nikola, dem Arzt die geheimen Briefe mit den zugunsten Baierns unternomme- nen Schritten a nvertra11t hatte, die g·anze Korrespondenz an Bischof Urban aus' 32 ) . Am 28. November 1590 wurde Dr. Arzt verhaftet und in überaus harter Haft gehalten' 83 ) . Bischof w1d Domkapitel stellten eine List e von Klaga,rtikeln zusammen und nötigten den Gefangenen zu einein Eid, g·eg·en sie k einen Prozeß zu beginnen. Am 22. September 1593 war Arzt zm Abtretung seiner Pfründe bereit. Um eine bairische Koad- jutur zu umgehen, bewarb sich Urban um die Hilfe Rudolfs , die der Kaiser umso lieber gewährte, als ein Anfall des Hochstiftes an Baiern schwerste Folgen für Österreich heraufbeschwo r. Auf dem Passauer Kapiteltag vom 3. August 1594 gab das Kapitel in Anwesenheit Klesls eine schr offe Erkl ärung ab, di e Koadjutorfrage erst nach der Resi- gna tion des Bi schofs in Verhandlung zu zi ehen . Auf einem Gesamt- kapitel anfangs März 1595 sprach sich Bischof Urban vor Klesl, Reichs- hofrat Ehem und Landes hauptmann Löbl noch schärfer als früher gegen Baiern aus. Dieses möchte Passau , Regensburg und a ndere Bistümer Oberdeutschlands erbli ch machen und ein Königreich Bojoarien er- ri chten. Mache man Miene, einen Baiern zu wählen, werde der Kaiser die Stiftsgüter beschlagnahmen und der protes tantische Adel Ober- österreichs sich keckere übergriffe denn je erlauben. Er wolle nicht ein Kind als Koadjutor. Der Bischof ereiferte sich so, daß ihn der Schlag traf und ihm die rechte Seite lähmte 134 ) . Da die Wahl vorn 14. November 1597 zwiespältig· ausfi el und weder Leopold von Österreich is 1 ) ZutreHeu<l sch t' e ib t Kr ick J, . (33 a l te Pa ssa ue r , S . 35): ,,Dr. Georg Uott- lw.rdt hätte ein bessere. Los ver d ient." Wenn er aber fortfährt: ,,Wi e i a der erwähnten Anknüpfung von Vel'handlungen mit dem Herzoge ·wilhelm dem Frommen da s Verbrechen cles Hochverrates gel egen se in so ll, ist un s un erfiml- li ch; es bes tand ja da bei nicht die A bsicht, den Bischof Urba n von Treubach vom bischöflich en Stuhl e zu s t o!l en", so ist das zuminde.-t zwe il"elha ft. Die Sdu-i tte des Angeklagten sprech en fiir das Gegente il. 1 32 ) Stieve F . , BriAfe und Akten znr Geschichte des Drei ßigjührigen Krieges , Bel. IV (1878), El'ste lHil!te, S. 285, Anm. G. 1 33 ) Stievo spri cht von „ausgesuchten Qualen". A. a . 0., S. 28G. 134 ) Mau fürchtete dama l fiir Urbaus Lebeu, ,,dau J·. f l. Gnaden lassen sieh den Zorn nicht allein ,u vast übol'ge ben, sondern ha l ten au ch im essen untl tr ink en eini ge maß niL". S t ieve, a . a. 0. , S . 294, Anm. 2.

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