Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

313 Pfarre Sierning. Dr. Gotthardt hatte am 18. März 1584 in Anwesen- heit des Abtes von Garsten und des Passauer Domherrn Bartholomäus von Arzt von der Pfarre Besitz ergriffen. 1585 wurde er bei Bischof Urban angezeigt, daß er vor der Übernahme der Pfarre den Protestanten durch einen Revers di e AC garantiert und diese für die wahre Religion erklärt habe. Dr. Gotthardt verteidigte sich, man sei nur an ihn wegen eines solchen Reverses herangetreten, doch glaubten der Bischof und der Domdechant Anton Fabricius der Beschuldigung. Gottharclt wurde wegen Begtinstigung der Häretiker abg·esetzt und außerdem nach An- zeige bei Erzherzog Ernst und bei Melchior Klesl zu 200 Dukaten Geld- strafe verurteilt. Seit dieser Zeit betrachtete Dr. Gotthardt den Bischof und den Domdechant als persönliche Gegner und trat 1586 in Bezi e- hung·en zu Herzog· Wilhelm V. von Baiern. Di ese persönliche Abneigung Dr. Gotthardts gegen seinen Bischof trat auch in Beschuldigungen Ur- ba.ns unverhüllt zuta.ge 121 ) . Haß ist jedoch ein schlechter Berater. Neun Punkte der Beschuldigung·en beziehen sieb auf das Verhältnis Urbans zn den Protes tanten, in erster Linie in Österreich und hier wieder be- sonders im Lande ob der Enns. Gemeinsam ist ihnen der Vorwurf, Bi- schof Urban habe durch seine Duldung der A C und durch seine Sorg- losigkeit den Untergang der katholischen Religion in Österreich ob und unter der Enns verschuldet. Diese schwere Anschuldigung· gegen den Bischof war durchaus unzutreffend , die vo rliegende Arbeit hat das Gegenteil herausg·estellt. J eder aufmerksame Leser wird imstande sein , Punkt für Punkt der Anklage zu beantworten. Richtig war nur, daß Bischof Urban bei den heillosen Verhältnissen vieles nicht ändern konnte. Als einziger Punkt bleibt die Beschuldigung, daß der Bischof im Konkubinat lebe. Diese Behauptung kann nicht überprüft werden, doch ist angesichts der Unkenn tnis und der Oberflächlichkeit des Ver- fassers in der Hauptfrage Zurückhaltung am Platze. Es ist möglich, daß 1589 diese Beschuldigung· auf den Salzburger Erzbischof Wolf Dietrich noch Eindruck gemacht hat 1 ' 8 ) . Die Anklage lautete auf Em- pörung (seditio) 1 ' 0 ) und nach dem Ausbruchsversuch und der Tötung des Wächters auch auf Mord 130 ). Die juridische Zulässigkeit des Todes- urteiles angesichts dieses Tatbestandes fällt keineswegs aus dem Ralunen der Zeit, mag· man n.uch seine Vollstreckung wegen der be- l2 7 ) Ju . e in em B1· i ef an den Sa hburger E r zbischof ,vo lf D ietr ich von Mii11 cbe 11 , 10. Jiinuer 1589, schr eib t Dr. Gotthardt, er se i „non s ino grn ui iniu r ia et fortuuarnm mearum <letrimento" der Pfarre Siern ing en t.-etzt worden. Die Bcsc-huldiguogeu gegen Ur ban beginn en mit den ·wor ten: ,,Ep iscop us Pataui ens is toto tempore quo Pntauiae uixi gn,ui ter m e est p er secu tus, s in e iusta causa . Est in a li orum uiti:i s cernendis totus Lynceus, in propr ii s a utcm ta lpa cnecior." " 8 ) i\[a r ti 11 F., Wolf Dietrich vo11 Ha itena u , S . 44 ff. '") Er hahe „den gn. Fürsten und Herrn durch Se<lition vf die Fleisch- p annku geben" . 13 0) B r ief Urbans :rn Wolf' Di e tri~h vom 1:1. Februar 1589 . Auf der Folter ,. gesfa11d·' Dr. Gottbardt, er habe tlie Besei t igun g tles Bi schofs und tli e Einsetzung ei11es l>uiri scheo Herzogs ode r e i11 os bairisch gesin n ten Adeli gen als Bi -r hof ange- streb t.

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