Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

312 Schriften gegen <li e Lutheraner verfaßt. Infolge des Entzuges der Pfarre Sierning·, die ihm 1584 übertragen worden wa r, kam es zur dauernden Entfremdung· zwischen dem Domherrn und se inem Bischof. 1587 tra t er mit Wilhelm V. von Baiern in Unterhandlungen, um durch Resignation auf sein Kanonikat dem Sohne des Herzogs die Aufnahme in das Domkapitel, und nach dem Ableben des Fürstbischofs dem bairi- schen Herzogssproß die Nachfolg·e zu verschaffen. Gotthardt begab sich an den Hof des Herzogs, wurde 1588 herzogli cher Rat und schrieb von Hof aus dem Salzburger Erzbischof einen Brief mit schweren An- klagen gegen Bischof Urban. Der Metropolit schickte das Schreiben dem Fürstbischof. Gotthardt, der am 1. Februar 1589 nach Passau zu- rü ckkehrte, wurde am 2. Feb ruar verhaftet, auf Oberhaus gebracht, nach einem vergeblichen Fluchtversuch, wobei er seinen Wächter tötete und die Türe des Gefängnisses in Brand steckte, am 25. Februar vor dem Kapitel seines Kanonikates für verlustig erklärt, am 1. März vom F ürstbischof in Beisein. Klesls, des Kapitels und der Hofbeamtenschaft eigenhändig degradiert und dem Landrichter der Abtei übergeben, nach peinlichen Verhören am 2. und 3. März am 4. März zum Tode verurteil t und am 6. März 1589 enthauptet. Daß Dr. Go tthardt Schritte unter- nahm, die auf eine Abs e t zu n g U r b a n s hinausliefen, unterli egt k einem Zweifel. Det' Brief an Wolf Dietrich von Salzburg, die Schritte in München bei Hof und bei den J esuiten, die Verhandlung·en in Re- gensburg· mit Domdechant Vischer und mit Generalvikar Miller, die Verbindung mit dem Nuntius und J ohannes Aqu ensis S. J. in Prag be- kunden eine planmäßig·e, ernstzunehmende Aktion. Di e Ank l ag e- sc hrift (,,Descriptio"), die Dr. Gottbardt an den genannten Stellen abgab, rühmte an Urban Vorzüge des Geistes und des Körpers, seine Sprachkenntnisse, seine Beliebtheit bei vielen und die sehr gute Temporalienven v.altung, tadelte ihn dagegen als sehr nachlässig in den Relig'ionssachen und in den geistlichen Angeleg·enheiten. Im einzelnen warf sie dem Bischof Duldung der Häretiker , ihres Begräbnisses und der Darbringung der Messe für sie seit 24 Jahren au f seinen Herrschaften vor. Der Bischof habe die Häretiker in Linz eine Kirche erri chten lassen, <lie den Abfall Oberösterreichs vom katholischen Glauben zur Folge liatte, obwohl er den Bau diese r Kirche leicht hätte verhindern können. Durch seine Nachlässig·keit und Nachsicht sei die katholische Religion in Niederösterreich zusammeng·ebrochen. Er hätte Apostaten auf Pfarren befördert und geduldet, wenn sie nur die Inkorpo ration und anderes zahlten. Er schi cke jährlich an die Hä retiker die bl. öle, die von ihnen unwürdig behandelt und profaniert würden. Er lebe im bes tändigen Konkubinate, stelle trotz wiederholter Ermahnung der Päpste die Re- formation des Klerus zurück und dulde das Konkubinat unter dem- selben. Er spiele mit Häretilcern , verkaufe ihnen Kirchenlehen nnd unterdrücke Katholiken auf da s Zeugnis der Häretiker. Diese letzte Bezichtigung· bi ldet auch schon den psychologischen Schlüssel zur richtigen B e w e r t u n g di eser schweren Anklage, denn sie bezieht sich anf Dr. Gotthardt selbst, genauer auf den Verlust der

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