Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

311 und dessen Politik als das ei 0 ·entliche Rückgrat des Luthertums in Österreich erkannt. In seiner Denkschrift, di e er 1577 Ninguarda für Rom überreichte, brachte er auch der Regierung Rudolfs II. a,nfangs nicht geringes Mißtrau en entgegen, das a ber mehr dem bisherigen Re- gierung·ssystem und der leitenden Beamtenschaft galt . Sein glück- lichster Griff war die Bes tellung Melchior Klesls zum Passauer Offizia l in Wien. Die katholi sche Reformation Österreichs unter der Enns wird innner mit diesem Namen verbunden bleiben, abe r auch di e Religions- erneuerung Österreichs ob der Enns verdankt diesem rastlosen Geist viel. Das Land ob der Enns hat keinen Klesl hervorgebracht, weder Abt Burkha rt noch Abt Alexander Yerdienen diesen Beinamen. Was geschah, g'ing in erste r Linie von Bischof Urban aus. Seit dem Kon- korda t von 1592 und seit dem Regiernngsantritt Löbls verstärkte sicl1 der Einfluß Urbans, um im zweiten Bauernaufstand seinen Höhepunkt zu erreichen. Die Durchführung der Religionsreformation im Lande ob der Enns ist in erster Linie ein Werk seiner Diplomatie, seiner Zähigk eit und seines Mutes. In der Art der Durchführung tritt un s weniger der Bischof als der Hen eines Terri toriums und der bairische Adelig·e ent- gegen, in dessen Adern krieg·erisches Blut rollte. Die innere katholische Erneuerung hatte mit der günstigen Entwicklung der politischen Lag·e nicht gleichen Schritt gehal ten. Nicht nur hatte der Druck Gegendru ck erzeugt, sondern Urban von Treubach und verschi edene P räla ten er- bli ckten in dem mächtigen Arm der Staa tsgewalt das wirksamst e Mittel der Religionsveränderung. Sein dringender Hinweis auf di e Uuerläßlich- k eit militärischer Maßnahmen t rägt in das Bild dieses Mannes einen Zug von Härte ein. Unverkennbar ist in seinem Schriftenwechsel die Verbit te rung· über die Enttäuschungen, die er seit einer Menschen- generation mit Österreich ob der Enns erlebt hatte. Seinem hohen Amte geziemender waren die Bes trebungen um die Heranbildung tüchtiger Pries ter und die Pastoralinstmktion von 1590 für den obder- ennsischen Klerus. Unter dieser Schau darf Bischof Urba n ein Reform- . bischof im Sinne des Trienter Konzils genannt werden. Im Hochstifte war Urban von Tr eubach Fürst und erblickte in der Sicherung der Unabhängigkeit seines Territoriums sein e Lebensaufgabe. Bei de r Abwehr der Politik der Wittelsbacher , die cfas Hochstift stärker unter ihren Einflu ß bringen wollten, scheute er auch vor harten Maß- nahmen nicht zurück. Diese hochstiftischen Angelegenh eiten dürfen in diesem Zusammenhange nicht übergangen werden, weil sie das Cha- rnkterbild Urbans ergänzen und weil sie durch die ö sterreichpolitik des Bischofs mitveran laßt wurden . Im Vordergrunde steht di e Hinrichtung des ehemalig·en passauischen Domherrn D r. Ge o r g Go t t h a r c1 t'""). Dieser Germauiker war 1576 in das Passauer Domstift a ufgenommen worden, hatte im nächst en Jahre die Pri esterwe ihe empfangen und fünf " ' ) Nach den Aktcu im Bayer ischen Hauptstaatsar~hi v Mii11 chcn, l' assauer Bl euhka s ten Nr. 136, Fach 49, Nr. 1-1, dargestell t vo n Dr. Lauuhert Friedri ch in de r Arbeit „Der Passauer Domher r Dr. Georg Gott lundt" im Katholik, 84 . Jg. (1904), Bd. XXIX, S. 321- 349, und B<.I . XXX, S. 41- 60. Vergl. aucll Krick L . , 3;1 a l te Passaue ,· , S. 34 r.

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