Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

306 sammenfassend kann gesagt werden, daß es um die Verhältnisse des Protestantismus im Lande ob der Enns trotz verschiedener Mängel angesichts der allgemeinen Zeitlag·e nicht schlecht bestellt war . Auf jeden Fall stand hinter dem Landhaus zum größeren Tei l das Land. Die Regienmg, die zum entscheidenden Durchstoß ansetzte, mußte sich auf ernsten Widerstand gefaßt machen. c) Zur Lag· e de r k a t h o 1i s c h e n R e l i g i o n im Lande o b de r E n n s. Ur b an v o 11 'l' r e 11 b ach i" (9. Aug u s t 1 5 9 8). Die wichtigste Folg·e des Konkordates zwischen Wien und Passau vom 6. November 1592 war die Be end i g u 11 g d er tat sä c h- 1ich e n kir c hli c hen A ut onomie des Landes ob der E n n s. Erst der Einblick in die eigentümliche staatsrechtliche Lage des Landes gab über die Rückwirkungen dieser Verfassung· auf die kirchlichen Zustände und auf den Gang· der Glaubensspaltung über- ra.schenden Aufschluß. Bis 1592 war der Kreislauf der kirchlichen Maß- nahmen zwischen Wien, Prag·, Passau und Linz immer g·estört. 'i,Venn auch der Offizial des Landes ob der Enns, gewöhnlich der Passaucr Weihbischof, seit Rudolfs Regierung·santritt stärker hervortrat' 00 ), hatte er im Lande doch herzlich wenig zu sag·en. Die Vereinbarung· von 1592 beseitigte diese tatsächliche Selbständigkeit des Diözesananteil es durch eine mehr staatliche als kirchliche Lösung. Mit der Ernennung L ö b 1s zum Landeshauptmann war die Schlüsselstellung des Landes in ausgesprochen katholische Hände ge- kommen. Die Regierung· beherrschte nunmehr den Staatsapparat und war in die Lage versetzt, ihren Kurs auch gegen eine Meh rheit durch- zusetzen. Das Linzer Schloß blickte jetzt in doppeltem Sinne auf das Linzer Landhaus herab. Wenn je, ist für diese Veränderung das abge- brauchte Wort vom Umschwung der Lage am Platze. Nichts ist für di e reibungslose Zusammenarbeit der Zentralstellen mit der ersten Ver- waltungsstelle des Landes bezeichnender, als daß die Stände ihre Haupttätigkeit auf die Bearbeitung der obersten Behörden in Wien und in Prag unter Umgehung· des Landeshauptmannes verlegten. Doch war Löbl in erster Linie Beamter und wollte nur Beamter, keineswegs der willenlose Vollstrecker kirchlicher Weisungen sein. Seine zwei Haupt- handlungen, die Art der Dämpfung· des Bauemaufstandes und sein Reformationszug·, trugen ihm scharfe Veru rteilungen von kirchli cher Seite ein. Bischof Urban konnte Löbls Zurückweisung· der \~Talionen zur Reformation des Mühlviertels nicht verstehen, Klesl sprach in Yer- nichtender 'i,Veise über die „Luftreformation" des Landeshauptmannes. Die Wahrung· der kaiserlichen und landesfürstlichen Rechte und die Obsorge um die Freiheiten und Privileg·ien des Landes im Falle des 109 ) Am 8. Jänner 1578 wen<let sich Rektor, Suffrag"n uud Offizial, 1111 Richter un.d Rat von L inz. Musealarchiv, Ennser Akten, Bd. XII. Am 8. A ugust 1579 schrieben die Klosterräte an Rektor, ,,S uffraga u und Offizial i u Osterreich ob der Enns", wegen Ersetzung der Pfarre St. Georgen i. A. Haus-, H of- und Staatsarchiv in Wien, Klosterakten, Gei stli ches Expediti onshnch 1579-1581, S igna.- Ln!' 23, BI. l ' . Eine zwe ite F,rmabnung v . 14. Oktobe1· 157!) eben<la, BI. 28'.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2