Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

305 heut aufheben, will ich dir deine Hand abhauen", und dann das ledige Ges inde die Kirche mit chmähungen erfüllte' 00 ), oder wenn 1597, als d r neue Pfarrer von Kirchdorf zur ersten Messe am Altare stand, der lutherische Kaplan von der Kanzel schrie, der Teufel sei in der Kirche, das Volk solle diesem teuflischen Gottesdienst nicht beiwohnen, worauf es auslief 101 ), so sind das nur zwei Fälle aus vielen gleichgelagerten. Ebenso groß war der Haß gegen die Fronleichnamsprozession, die von Linz bis in die kleinen Pfarrorte seit 40-60 Jahren entweder voll- ständig verschwunden war oder in seltenen Fäll en als ganz kleiner Kirchenumgang gehalten wurde. Schon das Betreten des Freithofes war bedenklich. Daß die Vorstellung vom Papst als Antichrist die Köpfe beherrschte, erwies die oben angeführt e Befragung der Lam- bacher Bürger durch Abt Burkhart. In der Linzer Landhauskirche er- scholl fleißig das Kampflied „Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort und steu r' des Papsts und Türken Mord" und drang so häufig in den Sitzungssaal der Stände, daß Abt Burk.hart im Namen rles Prälaten- standes dagegen Protest einlegte. Ernste Sorgen bildeten der Nachwuchs tüchtiger Prädikanten und die Linzer Landhausschule. Die Prediger mußten größtenteil s aus Deutschland bezogen werden. Die Linzer Verordneten pflegten daher eifrig ihre früheren Verbindungen mit dem Stuttgarter Konsistorium doch blieb diese Frage ihr Sorg·enkind. Unter den Prädikanten fanden sich häufig vertriebene Prediger und ehemalige katholische Geistliche, die nunmehr der A C, dem Kalvinismus oder dem Flacianismus an- hingen. Im Jahre 1593 schrieben die Verordneten aus Linz anläßlich der Empfehlung eines Mönches nach Wittenberg, ,,daß viele Ordens- personen das Papsttum nicht aus Eifer für die Wahrheit des Evan- geliums, sondern au Leichtfertigkeit verließen. " Von katholischer Se ite wurde in bestimmtester Weise und immer wieder der Verwurf des Scalierens von der Kanzel und der Anreizung des gemeinen Mannes er- hoben. Bemerkenswert scheint, daß die gewaltsam eingeführten Prädi- kanten nicht selten in Furcht lebten, sich von Bewaffneten begleiten und in die Kirche führen li eßen. Ihr Los war andauernd unsicher. Hielt auch der Adel seine Hand über die Prediger, so war es häufig eine harte Herrenhand. Geflüchteten katholischen Geistli chen gewährten die Stände Rechtsschutz und Unterstand und gaben Empfehlungen weiter 108 ) . Der Mang·el an tüchtigen Predigern und Lehrern machte sich auch im Schulwesen sehr störend bemerkbar. Besonders litt die La n d- h aus. c h u l e, di e bei Rektor M:emhards Weggang· in Adelskreisen ihren früh eren Ruf größtenteils eingebüßt hatte und unter Rektor Dr. Matthias Anornaeus von der Gegenreformation erei lt wurd e. Zu - 10•) Loesche G. , "· "· O., S. l!JG. 1 0 7 ) Loesche G. , a. a. 0 .. S. 158. 10 8 ) So verwendeten s ie s ich fiir den ehema ligen Passauer und Wiener Orfi- zia l Dr. j11r. Johannes Spatzi ns, der seit 15fl3 in Linz lebte (Annalen, 13d. XXI. Hl. 318 f.), uml empfahl en im gleichen Jahre den Exkartäuser ,Johannes Wolfius vom Kloster Pruel bei Regensburg, der im Onlenshnbit in das Li11zer Ministerium _gekommen war, nac:h Wittenberg (Annalen, Bel. XXI, nI. 3R7). 20

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