Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

304 eine Minderheit von Katholiken bes tand 101 ), deren $icherheit laut Aus- weis des Mühlviertler Kirchensturmes vielfach bedroht war. Die Zahl der lutherischen Bauern dürfte von der Haltung· der Grundherrschaf- ten beeinflußt gewesen sein. Der Fall von Viechtwang und Grünau, wo Untertanen des Helmhart Jörger gegen dessen Prädikanten tätlich wurden, war offenbar eine Ausnahme. Wenngleich der Lärm, den ra- dikale Minderheiten verursachen, erfahrung·sgemäß über die zahlen- mäßig·e Stärke täuscht, so halte ich doch dafür, daß unter den bäuer- lichen Untertanen und Grundholden die Anhänger der A C überwogen. Bei den geistlichen Grundherrschaften fällt der natfu"liche Gegensatz zwischen Herren und Untertanen stärker in das Gewicht. Doch war auch hier der Prozentsatz verschieden. Ganz wenige Katholiken gab es in den Herrschaftsgebieten Spital am Pyhrn und Traunkirchen, doch wei- sen beide Dominien einen starken Einschlag von Arbeiterschaft anf. Günstiger waren die Zustände unter den Holden Kremsmünsters und Propst Wenzel von Schlägl rechnete, wohl mit Übertreibung, mehr als die Hälfte seiner Untertanen zur katholischen Religion. Sicher ist, daß es auch im Zentrum des Aufstandsgebietes, im Mühlviertel, ,,päpstische Bauern" gab 105 ). Der g e m e i n e Mann, das ledige Gesinde und die Arbeiterschaft beim Eisen- und Salzwesen stand durchwegs auf Seite der aufständischen Bauern und bildeten deren Kraftreserve. Ge- wiß war für diese Haltung di e revolutionäre Stimmung maßgebend, die in dieser Sch ichte aus vielen Gründen ihren günstigsten Nährboden fand. Doch beweisen die Terrorakte gegen katholische Banern im Garstnertale und besonders der Aufstand der Salzarbeiter im Salz- kammergut im Jahre 1601/02, daß der gemeine Mann auf keinen Fall zur katholischen Religion stand. Diese ungefähren Angaben sind kri- tisch noch durch den Hinweis auf die weit eingerissene Relig'ions- mengerei und durch die gut bezeugte Tntsa che vieler 'chwankenden in den Reihen der A C zu ergänzen. Stärker als die Zahl fällt der Ge i s t der Anhänger der A C ins Gewicht. über das so schwer erfaßbare innere religiöse Leben kann kein Urteil abgeg·eben werden. Tatsachen sind der Eifer für die Predigt, der Hunger nach protestantischen Büchern und der verhältnismäßig fleißige Empfang des Abendmahles einerseits, andrerseits Haß geg·en die Messe und ein wild aufg·epeitschter Fanatismus gegen Papst und Papsttum. Wenn in Steinbach a. d. Steyr 1594 der neueing·esetzte Pfarrer vor der ganzen Pfarrgemeinde von einem Mann mit einem ge- schliffenen Müllerbeil in der Hand angeschrieen wurde: ,,Pfaff, wirst 10 •) In der Heschwenle gegen den 11euen PJ'aner von Rohrba ch sagt Niko- laus Praun 1588, da fl vor ihm seit 30 Jahren viele Leute ,iuch außer cler Messe in tleut. eher Sprache unter beiden Gestnlten gespeist worden seien. Dtt es s ich hier um Blirger und Bnuern handelt, ist die Abschätzu11g 11 och schwieriger . Czerny, S. 45, Anm. 1, folgert darnus, daß die Protestauteu ni cht iu der Mel11.-- heit gewesen se ien, sonst hätte Praun das gew iß geltend gemacht. 10 •) Am 26. Juni 1594 bedeuteten Führer der Aufständischen dem katho- li sch en Pfarrer von St. Peter a . \V., er möge sich hinweg machen, es wäre ihn en selbst um ib.n leid , da er ein guter Prediger u11d e in redlicher Mauu sei. Das se i der ganzen Pfarrmenig eud li cber u11d einhe lliger Will e, di e p ä p s t i s c h e n Ha 11 e r 11 ausgenommen. 07.e rny. S. 29.

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