Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

303 b) V c r h ä I t n i s s e i m P r o t e s t an t i s m u s <l e s L a n d e s. Die äußere und innere Kraft des Protestantismus war seit Löbls Regierungsübernahme ni cht gesun ken. Eine Li s t e d e r Land- 1e u t e von 1590° 0 ) weist 21 Herren und 50 Ritter aus. Rechnet man den ehemaligen Landeshauptmann Ferdinand Helfrich von Meggau, Leonhard von Harrach, den Vizedom Hans Adam Gienger und Hans Jakob Löbl der katholischen Seite zu und läßt einige Namen n.ls un- bestimmbar offen 100 ), so ergibt diese Zählung immer noch über 60 pro- te8tantische Adelige unter 71 Mitgli edern. In den Städ t e n darf man wohl drei Viertel der Bürger schaft al s protestantisch bezeichnen. Starh emberg behauptete Unverzagt g·egenüber, ohne Widerspruch des gut unterrichteten Hofmannes, weit mehr als drei Viertel. Linz beherrschte das La ndhausministerium, Wels und Vöcklabruck standen unter starker Beeinflussung der Pollheimer , in Gmunden wa.r die radikal protes tantische Salzbeamtenschaft ton- angebend. In Steyr , Freistadt und Enns behauptete die Bürg·erschaft aus eigener Kraft die A C. B e o b a c h t u n g e n d u r c h r e i s e n- d e r Aus I ä n der bestätigten di e ·e Zustände. Im Jahre 1596 kam der K a r d i n a I H e i n r i c h C a e t a n o auf der Legation nach Polen durch Linz. Sein Zeremonienmeister Johannes Mucante beri chtet in der Reisebeschreibung 101 ), <laß der Kardinal in Wilhering abstieg (24. Ma.i), in der Nachbarschaft eines Fleckens, wo lauter Lutheraner waren (Ottensheim). Da di e Stadt Linz ganz voll von Ketzern war , wo llte der Kardinal dort nicht logieren, sondern schickte nur einen Teil seines Gefolges dorthin, das in Wilhering keinen Platz mehr fand. Tags darauf (25 . Mai ) las der Bischof Mons. von Sessa im einzigen Kirchlein der Katholiken außerhalb der Stadt"") die Messe. Der ein- zige katholi sche Seelsorger, der Dechant, spendet e dort 15 oder 20 katholischen P ersonen di e Sakramente 103 ). Als auch einige Kapläne zelebrieren wollten, gab es Schwi erigkeiten wegen der Paramente. Bedeutend schwieriger ges taltet ich ein Schätzungsversuch der Lutheraner unter den Bürgern de r Märkte und ganz besonders unter den Bauern. Verschiedene Wahrnehmungen berechti g·en zu der An- nahme, daß di e Lage in den Märkt e n derj enigen in den Städten ähnlich war, also neben der überwi egenden protestantischen Mehrzahl " ) A unal en, Bu. XIX, Bl. :1 4[1 J'J'. J~iu e Lisle vo1 1 l51iG i11 d en Anualeu, Bd. XXH, BI. 678 ff, Die Liste yon rnno wird bestätigt d11reh den A 11 sehl ng der Gilt- pferdc vo n 1592, Annal en, Ild. XIX, BI. 295 ff. 100 ) Der Pfarrer vou Walding wunuert s ich a m l !!. Mürz 1595, uafl Alexa uu e r Frei herr vou Sprinzenstein als „katholi sche r Herr" Benedikt n s t.e ttn er em11.fohl en ha be. Czerny, a . n. 0., S. 62, Anm. 1. 101) Zöcbbaur J'. , E in römischer Rei seber ich t iibc r öslcn·eieh oh uml unter der J;; uus aus dem J'abre 1596, AGDL., Bel. V (1908), S. 75 ff. 10 •) Wohl di e lliartiuskirche, ni cht die Margaretenkapelle. 10 ") Die Zahl kan11 s ieb nur nur di e Kommunikanten, ni cht einracb auf uie Katholiken der Stadt Linz bezi eh en, obwohl Mucante schreibt : ,,i l qu nle (De- ca no) a mmini st ra i sncramenti " 15 o 20 p er so ne cntloli c·he ehe vi sono. " A. a. 0 .. s. 80.

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