Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

299 Instanz und Religion 87 ) hob hervor, daß der Kaiser bei der letzten Hauptrebellion nur seine Pflicht als Landesfürst getan habe. Die Ab- schafftmg und Bestrafung einiger abtrünnigen Priester sei eine geis t- liche Sache und gebühre dem Landesfürsten und dem Ordinarius, das gleiche gelte von der Restitution der Kirchen. Die Anzeige an den Prälatenstand 88 ) tadelte diesen wegen cler Beteiligung an cler Legation. Es handle sich doch nicht um die erste Instanz, sondern um die Ver- hinderung der Reformation und um die Erhaltung der A C. Sie hätten den Anschein erweckt, als ob der Kaiser durch unbefugte Eingriffe zu solchen Klagen Anlaß gegeben hätte. Der Bescheid an die Städte 811 ) zog das Dekret von 1578 an, das den Städten die Aneignung all er Haupt- oder Pfarrkirchen, Spital- oder Filialkirchen untersagte 00 ), und lJehielt sich die Strafen vor. Es war nach dieser vollständigen Niederlage klar, daß auf dem nächsten Landtage eine chwere Auseinandersetzung folgen würde. Die Tagung wurde nach der Heimkehr des Prager Gesandten am 6. April 1598 eröffnet. Da brachte ein unerwarteter Zwischenfall ein e Entspannung. Am 29. März war durch Kriegs list die Hauptfestung Raab von dem vereinigten Heere der Christen den Türken entrissen und die Bedrohung Wiens abgewendet worden. Di e Freude in den Erbländern, in Deutschland , ja in ganz Europa, war unbeschreiblich. Auch das Land ob der Enns jubelte. Der 14. April wurde zum Feiertag erklärt uncl mit Prozession, Te Deum, Glockengeläute, Stücksalven und Ein- stellung aller Werktagsarbeit fest.lieh begangen"'). Die lutheri schen Stände begannen wieder Hoffnung zu schöpfen und teilten dem Stutt- garter Konsistorium, das für den Weiterbestand cles Linzer ?lfinistc- riums fürchtete, mit, claß zwar die Relig·ionsverfolgung in diesem Lancle etwas sta rk angeordnet wurde und eine Zeitlang vor sich ging, daß sie aber nunmehr den Abschluß erhofften. Nach ihrer Meinung werde das Linzer Ministerium nicht angegriffen werden° 2 ) . Die Replik der drei weltlichen Stände vom 20. Ap ril 1598 gegen di e Resolution Rudolfs enthielt außer dem Ausdruck heftiger Abneigung geg·en Löbl nichts Neues 0 "). Die Bitte der Städte suchten sie mit dem Gedanken zu ve r- teidigen, der Kaiser sollte sich über das Vertrauen , daß immer a lle drei Stände um die Religion gebeten hätten, eher freuen. Der Kaiser werde 8 7 ) Au nal en. Bd. XXVIII, Dl. 93. Abschrift im Li11zer Musealarchiv. Hd. XXXV, Fasz. XXI, Nr. 13. 88 ) Annal en , Bd. XXIX, Bl. 2a·. 8 9 ) Abschrift im Liuzer Mnsca larch iv, llu. XXXV, Fusz. XXI. Nr. lij. 90 ) Raupach , Bd. I, S . 155 f., und Bd. II, S. 301 ff. und S. 312 ff. ") Befehl Löbls vom 8. April 1598, An nal en, Bel. XXVIII, Bl. 145". Ober dio 1'eier in Waidhofen und in Steyr vergl. Lindners Anna len, a. " · 0 ., 8. 42. E in kaiserliches Patent ordnete unter m,derem die Wiederaufri chtung und Erneu erung der durch das Alter, durch die Tiirken oder die Bilders türmer umgeworfenen Kre uz- , Bet- und Martersäulen a 11 Straflen, Pässen und Wegscheiden i11nerbalb zweier Monate zur Erinnerung nu dieseu clenkw iirdi gen 'l'ng a n. An den Kru- z ifixen so llte die Inschrift angebrach t werden: .,Sag Gott eiern Herrn Lob ullll Dank, daß Raub wieder kommen in der Chri sten Hand. den 29sten Ma.rtii im J,,98sten Jahr." Prevenhuber, S. 322. ") Anna len, Bel. XXVIII, BI. 11:1. ") Annalen, Bd. XXVIII. B l. ns·.

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