Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

298 Das z w e i t e G u t a c h t e n des Hofrates, vorn 3. März 1598, übertraf das erste noch an Bestimmtheit 85 ) . Von den vier Spezialfällen erklärte der Hofrat auf Grund des Berichtes Löbls drei außerhalb des Rechtes der Stände liegend. Die Schwi erigkeiten der Städte Steyr und Freistadt, die bish erige Duldung der AC und di e Bitten der Städte berechtig·ten nicht zm Einstellung der Reformation. Wels, Enns, Frei- stadt, Vöcklabruck und Gmunden hätten die Reverse bereits gegeben, nur Steyr und Linz seien noch ausständig. Für Steyr empfahl der Hof- rat einen Pönfall von 4000 Dukaten, der nach der Gehorsamsleistung gemildert werden könne, und die Vorladung von Bürgern nach Hof. In Linz möge di e Reformation wie in Wien im Falle Opitz gut vor- bereitet werden. Auf Löbls Reformationszug bezi ehen sich der Rat der Anzeige gegen die drei Pfleger bei Khevenhiller in Spanien und eines strengen Verweises gegen Siegmund Ludwig von Pollheim wegen dreier starken Exzesse 811 ) . über zwei Prädikanten, den von Gaspolts- hofen und einen gewissen Ostertag, möge die ewige Landesverweisung ausgesprochen ,verden. Georgs von Losen ·tein Berufung· auf seine Vogtrechte über di e Hauptpfarre Pichl mit ihren Filialen sei ein Miß- brauch der Vogtei, der Kaiser möge die Pfarren ersetzen. Der Prozeß über die strittigen Kirchenlehen möge in Linz rasch erledigt werden. In der Frag·e der Ab- und Wi ederbese tzung der Salzamtsleute und an- de rer Beamten gab der Hofrat wegen mang·elnder P ersonenkenntni s kein Urteil ab, empfahl jedoch die Besetzung dieser Ämter und der Stadtkanzleien, besonders der Linzer Lands chreiberei, mit katholischen Beamten als sehr notwendig. Schli eßlich sprach sich der Hofrat für die 1',rrichtung eines J esu itenkoll egs in Linz oder au einem geeigneten Ort des Landes zum Zwecke der katholischen Jugenderziehung aus. Ger:id e dieser letzte Vorschlag beweist, wie hoch der Hofrat die Be- deutung der Stadt Linz einschii.tzte, denn die junge Gesellschaft J esn pflegte sich nicht auf Nebenkriegsschauplätzen zu bewegen. Mit diesen zwei Gutachten war der Fortgang der Gegenreformation im Lande ob der Enns entschieden. Das Beispiel der anderen Erbländer, die neu- erwachte Kraft der katholischen Kirche und die Lage des Landes nach dem zweiten Bauernaufstand hatten die Entscheidung beeinflußt. Wenn die Religionserneuerung tatsächlich erst im Oktober 1598 wi eder auf- genommen wurde, so bedeutete diese Verzögerung kein Schwanken der Regi erung, sondern die Wahl des günstigsten Zeitpunktes zur si eg- r C' ichen Vollendung des Reformationswerkes. Entsprechend diesen zwei Gutachten gab Rudolf eine Resolut ion auf die allgemeine Beschwerde der Landschaft, eine Anzeige an den Prälatenstand und einen Bescheid an die Städte. Alle drei Schrift- stücke trugen das Datum des 16. i\Järz. Die Entschließung wegen der ••) K opi e im Archiv des Bundesmini s t eriums Iür Un te r ri ch t in Wi en , C. 2:J. Die erste Seite triigt links oben neben der Dntieruug das Zeichen des Plaucteu Mars . Anwesend waren die Hofräte P opel , Neuha us , Eharub, Streit und Wacke r. 8 ') Die Einführnug e ines Pred igers na ch der Reformati on in Wel s in di e dortige Spitalkirche, die A ut'haltung des am P farrennord in Gun s kirchen mit - sc,huldigen Chri s toph Eder im Schl oß Pollheim in We ls und uas Verbot der Hc - verssiegelung für seine Untertan en.

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