Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

296 fach ausgeschafft. Er möge sich besonders erinnern, wi e da Mönche vertrieben und Klöster beseitigt wurden. Umsonst versuchte Starhem- berg einen Unterschi ed zwischen diesen Ländern, die keine Landstände hätten, tmd zwischen Österreich zu machen, umsonst billigte er di e Ausschaffung der Katholischen durch die Reichsstände ni cht, umsonst li eß er den Nutzen einfließen, den die Freilassung· der Gewissen Land und Leuten gebracht habe. Als er fragte, wie denn das bisherige Re- ligionsexerzitium der Städte zustandegekommen sei, antwortete Unv er- zagt, durch Erschleichung und durch Duldung, niemals aber mit Er- laubnis früherer Kaiser. Nach einer Vorsprache bei Geheimrat Molart, der nach Starh emberg „der A O vielleicht nicht so gar zuwider" schi en, suchte der Gesandte am 13. Jänner abends nochmals Unverzagt auf. Eine Stunde lang versuchte er, den Hofmann „auf lindere Wege zu richten", mußte aber erkennen , daß er, nach eigenem Ausdruck, einen Ziegel wusch. Auch sein Hinweis, daß in den Städten weit mehr :tls drei Vi ertel der A O angehörten, verfing ni cht. Am 13. Jänner hatte sich Erzherzog :Maximilian entsuhlossen, niuht als Gubernator, sondern für se ine Person den obderennsischen Ständen eine Interzession beim Kaiser zn geben. Diese erste Interzession vom 15. Jänner 1598 77 ) , di e Starhemberg mehr als eine Verhinderung· be- zeichnete, wurde auf eine dritte Unterredung des Gesandten mit Un- verzagt und Molart abgeändert und dieser Text vom 16. Jänner mit einem Eilboten nach Prag geschickf 8 ). Das Schreiben lautete: Die vier Stände ob der Enns hätten Reichart von Starhemberg abgefertigt. Infolge des Zusammenstehens der drei weltlichen Stände in Religions- sachen wegen der Religionsreformation in den kaiserlichen Städten und bei den Kirchen der geistlichen und katholischen Stände bes tünde eine Standesschwächung. Er sei derzeit Gubernator und habe von Wien aus nichts, außer eine Verfügung über die Pfarre Wels, verordnet. Er empfehle die Stände dem Kaiser. Der vorsichtige und knappe Wortlaut enthält alle Merkmale eines schwierigen Verh::rndlung·sg-emächtes. Glat- ter verlief die Sendung nach Regensburg. Wolf von Losenstein erhi elt eine Interzession des Erzherzogs Matthias vom 20. Jänner 1598, die von Eingriffen des Landeshauptmannes in die erste Instanz. und von einer allzu scharfen Relig·ionsreformation sprach und di e Gesandten der drei Stände für eine Audienz empfahl7°). Die Missionen nach Wi en und Regensburg hatten also teilweise ihren Zweck erreicht. Die Würfel mußten in Prag· fal len. Nach ver- schiedenen Vorsprachen erhielt die Gesandtschaft am 20. Jii.nner An- dienz. und überreichte dem Kaiser die Bittschrift der Stände 80 ) . Ein 77 ) Mit unri chtiger Datierung (18..TiiJrner) in den A nnalen , Ud. XXVLI, m. 455 ' . 78 ) Diese „l'e~ hte ge fertigt e Jn ter cess ion " vum IG. Jänner 15!18 in <.l en An - m.deu, Bd. xx ,-n, Bl. 45G' , uud im Archi v cles Bundesmini steriums fiir tnter- rie ht iu Wien, C. 23. 79 ) Anna len, Bd. XXVIJ, Bl. 457', uncl Archiv des Bundesmini t eriurn s für l1 nterri cht iu Wien, C. 2il. Eine 2nschrift des Erzherzogs an die Verordneten rnm 2a.• Hinner 1598 in den Anna len. B<.I. XXVll, BI. 458' . 8 0 ) Der . Bericht vom 20. Jänu e r 15~8 iu den A nnal en, 13d. XXVIJ, BJ. 427.

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