Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

293 3. Großkampf der Stände gegen die Religionserneuerung. a ) Gege n den „t::ntzng· der e rsten Instanz". Diploma- t i s c h e 8 e n d 11 n g e n. Löbls Reformationszug hatte die Stände belehrt, daß der kaiser- liche Befehl vom 6. Oktober 1597 nicht auf dem Papier bleiben werde. Es standen ihnen drei Mittel zur Abwehr der Gegenreformation zur Verfüg trng: der Versuch zur Rücknahme des kaiserlichen Befehls, offe- ner Widerstand und die versteckte Sabotage der Religionserneuerung von Ort zu Ort. Zunächst mußte der erste, mühevolle w·eg beschritten werden. Die Hauptschwierigkeit, die er bot, war clie klare Rechtslage, von der die Religionsreformation ausging . Es war bisherige Gepflogen- heit der lutherischen Stände gewesen, sooft ihnen die Kaiser das Bei- spiel protestantischer Fürsten in Deutschland geg·en ihre katholischen Untertanen vorhielten, der Rechtsfrage auszuweichen und sich an das gütige Herz des Landesfür sten zu flüchten. Im gegenwärtigen Augen- blick gestaltete sich diese Taktik schwieri g·, da die Vorfälle im Be- reiche der Pfarre Vöcklabruck, der rote Hahn auf dem Decbantshof zu Gaspoltshofen und der Pfarrermord von Gunskirchen in Prag genatt bek annt waren. Daher entsclilossen sich die Stände, einen Vorstoß von der Grundla g·e des partikulären Landes rechtes aus zu wagen. Als Er- g·ebnis eing·ehender Beratungen erwuchs das S c h r e i b e n a 11 e r v i e r S t ä 11 d e v o m 3 1. D e z e m b e r 1 5 9 7 g· e g· e n d e n E n t- z u g d e r e r s t e 11 I n s t a n z u n cl g e g e n cl i e R e l i g i o n s- r e forma t i o n i m Land e 0 " ) . Es sei gleich bemerkt, daß die Prii- laten sich nur zum Protest wegen des Entzuges der Landesfre iheiten und der ersten Instanz, nicht aber wegen der Visitation und Reforma- tion bekannten. Immerhin war ihre Mitfertigung· eigentümlich. Rudolf fühlt e sich ob dieses gemeinsamen Schrittes von rückwärts angegriffen und kanzelte die Prälaten tüchtig ab. Die Beweisfi.ihrnng des Schrift- stückes läßt zwei Möglichkeiten zu ihrer Erklärnng offen. Entweder trachteten die Stände, durch ihren vo rgewiesenen guten Glauben di e Ausschreitungen g·egen die Relig·ionsreformation in milderes Licht zu rücken, oder es hatten sich bei ihnen nach dem psychologischen Gesetz, daß man oftmals vorgebrachte Beteuerungen zuletzt selbst glaubt, Wünsche in Tatsachen verwandelt. Das Schreiben bezeichnete die In- angriffnahme des Reformationswerkes als Eingriff in ihre Rechte. Das Land ob der Enns sei in vier Stände gegliedert. J eder Stand mit Untertanen, Gilt und Gütern im Lande bes itze ob der Grundobrig·keit und des Landesbrauches die erste Instanz. In diese erste Instanz gTeife Löbl ein° 3 ) . Das kaiserliche Dekret vom 6. !lfai 1597 habe die Rückgabe der Kirchen im Mühl v iertel angeordnet. Sie hätten diese Gewalttat der Bauern nie gutgeheißen, dieselben abe r ni cht abha lten können. Der ") Annalen, Bel . XXVII, J3J. 384- 3!!7. ") A ls Beweise s ind ciie .Arrestierung des l'!legern von Ebelsberg und die Erforucruug von Untertanen. Pflegern und Beamten ohne Rücksi cht auf rlie Gruncihe!'l'sch aft angeführt. J_öl,I hatte tlem Pfleger befohlen, persiin li ch den Pfarrer von Walding, J ohann Peh r , narh Li11„ zu stell en. Be i diesem Anlall

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