Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

288 rer eingesetzt. Anschließend erfolgte die Reformation der ka iserlichen Pfarre F r e i s t ad t• 0 ) . Am 5. Dezember 1597 ha tten der Passauer Weihbischof und Dr. Garzweiler die Bürgerschaft in den Pfarrhof er- fordert und ihr die Abschaffung der Prädikanten, die Restitution der Pfarrkirche und die Reversleistung an den neuen Dechant aufgetragen. Mit ihren Beschwerden verwies sie Löbl, der am 6. Dezember eingetrof- fen war, an die entsprechenden geistlichen und weltlichen St ellen. Auf die Bemerkung von Gewissensdruck scheint er auf die Möglichkeit ihres Abschiedes verwiesen zu haben. Jedenfalls setzte er am 7. Dezember Mgr. Johannes Buecher als Dechant ein. Die Bürgerschaft bat am 9. De- zember um die Überlassung eines Kirchleins für ihren Prediger (Jo- hannes Faber) 47 ), erklärte in ihrem Bericht an die Stände vom 29. De- zember ihr g·anzes Religionswesen für verni chtet und befürchtete den Wegzug v ieler Leute und die Verödung der Werkstätten 48 ) . Indes stellte Decha nt Buecher dem Stadtrat einen Revers aus, die Bürg·erschaft bei der AC 7.U lassen 49 ), und der eigentliche Zweck der ganzen Reformation war sogar auf dem Papier strittig geworden. Mit Recht verurteilte Klesl später das oberflächli che Vorgehen Löbls, wenn er sagte, es wäre besser gewesen, stille zu halten und garni chts zu unternehmen, als zu handeln, bevor tüchtige katholische Priester zur Verfügung stünden. Nach diesem ersten Abschnitt der Reformationshandlung Löbls"") tra t eine Pause bis zum 7. Jänner 1598 ein . An diesem Tage begaben sich der Landeshauptmann und Dr. Garzweiler nach W e I s und ver- blieben dort anscheinend drei Tage. über die Reformation , die sie in der Stadt vornahmen, sind wir nicht unterri chtet, doch wurden die Weiser von Löbl später eigens vorgeladen. In Wels waren auch zwei Vertreter der Stadt St e y r" 1 ) erschi enen und zwar di e Ratsherren Hans Muth und Hi eronymus Händl. Löbl hatte ursprünglich den Bürger- meister, den Richter, den Stadtschreiber , drei Stadträte und sechs Ge- meindemitglieder nach Linz gefordert 5 "). Es scheint, daß aus dieser Vorladung nichts wurde und daß sich dafür die zwei Abgeo rdneten in Wels einfanden. Am 10. Jänner 1598 befahl ihnen Löbl in Anwesen- heit des Abtes von Garsten bei kaiserlicher Ung·nade und 4000 Dukaten Pönfall d ie Sperrung· ihrer Kirchen, die Abschaffung der Predig·er und 40 ) Landschaftsakt en im Linzer Landesarchiv. Bd. 8,J7 (Ileligio11ssacheu), Fasz ikel G XIII 29. 47 ) Loesche G., a. a. 0., S. 140. 48 ) Dieser Bericht uuter scbeidet a nswiirtige Freistädter (iu Stuui en. i111 Herrendienst, in H a ndwerken), eingewand er te Metullarheiter aL1s S11chsen, Meißen. ,ler Lausitz u. a . (Drahtzieher, Kniittel- uncJ Schrott bammerschmiede , Messerer , Sch le i- fer, Klingen-, Sensen- und ninge ls(lhmi ede) u nd ortsansäss ige Mitbürger und lu- wohner, der en größter Teil von Jugend auf i11 der AC erzogen wurde. Der Be- ri ebt ist ebenso wertvoll als Beispiel für die so oft erwähnte berfremduug durch vertr iebene Reichsdeutsche, wie als De leg fiir den Bestand einer katholischen Minderheit in Freistadt. ••) Linzer Landesarchiv, Landschaftsakten, Bd. 837. Auf der R.iickseit.e der Yermork: ,.Dieser Revers ist von a llen a nderen wohl zu lesen .' · • 0 ) Vergl. dazu di e Eingabe der Stiiud e nu Rudolf vom 31. Dezembe r 15117, A nna len, Bd. XXVII, BI. 384- 3!li. 1 1 ) So Khevenhiller, a. a. 0., uni.1 Meiudl K., We ls, I. 'fe il. S. 92. ") Prevenhnber, S . 319 rr.. 1111d Haupach , Bct. 1 V, S. 134 r.

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