Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

286 geben und in all en landesfür stlichen Städten, Märkten, Orten, Pfand- schaften und bei den Bauern auf clem Lande nur die katholische Re- ligion gelten zu lassen. Als Kommissäre wurden Löbl und Garzweiler bestellt UJld ihn en die Aufnahme von Reiterei und F ußvolk bewillig t 37 ) . Da s Dekret bedeutete den t a t s i i c h l i c h e n B e g in n d e r Ge- g e n r e f o r m a t i o n. über Befehl des Landeshauptmannes mußte die kaiserliche Resolution in allen Kirch en des La.ndes verl esen und mit dem katholis chen Gottesdienst begonnen werden. Ob und wann die Verlesung in den einzelnen Kirchen erfolgte, müßte von Fall zu Fall untersucht werd en 38 ) . Es scheint, daß die Verlesung· keinesweg·s überall erfolgte und daß auch kein einheitlicher Termin eingehalten wurde. Im allgemeinen verkündeten die Pfarrer das Dekret am 1. 1md am 2. Ad- ventsonntag·, also zu Beginn. des neuen Kirchenjahres. Doch fand in Gaspoltshofen die Belrnnn.tgabe bereits am 16. November statt3°). Da aber dieser Ort wiederholt von Bischof Urban in Eingaben an den Kaiser erwähnt worden war und zur Zitation Joachims von Zinzendorf nach Prag geführt hatte, wäre es mögli ch, daß in Gaspoltshofen ein beson- derer Fall vorlieg· t. Am Sonntag·, 16. November 1597, las der Starhem- bergische Pfleger vor dem Choraltar der zahlreich erschi enenen Pfarr- gemeinde das kaiserliche Dekret laut vor. Er wurde ruhig angehört. Dann hielt der Kaplan eine Predigt, sprach die offene Beicht und den Englischen Gruß nach ka tholischer Art und der Pfarrer zelebrierte die Messe. Es ereignete sich keine Störung. Da sich zur Reversferti- gung nur drei Personen meldeten, wurde davon Abstand genommen. Später stellte sich allerdings heraus , daß durch diese „Reformation" einer Exekution der Wind aus den Segeln g·enommen werden sollte. Zu clen ersten Au s s c b r e i tu n g e n kam es im Umkreise von Yöcklabruck, wo in R eg· a u und in Attn a n g die Prädikanten ab- geschafft wurden 40 ) . Die Regauer verjagten nicht nur den katholischen Gesellpriester von Vöcklabruck, als er in Regatt die Messe lesen wollte, sondern auch den Pfarrer der Stadt, sodaß er sich kaum von S chön- dorf, wo er zelebrieren wollte, in die Stadt retten konnte" ). In der Nacht des Nikolaustages (6. Dezember) wurde dem Dechant von G a s- P o 1 t s h o f e n der Pfarrhof niedergebrannt, sodaß er und seine Leute kaum das nackte Leben retten konnten'") . Am 7. Dezember er- ") Pri tz F ., Bu. II, S. 307. ") Na ch Khevenhiller , Bu. JV, S. 1736, wiiren die P(arrkirch eu ucr siehcn landesfürstli chen Stiiclte im November katholisch ersetzt worden, uoc h s timmt du s keineswegs für all e landesfü1·stlichen Städte. Khevenhiller hat gerade das Material dor Jahre 1596- 1602 gan z verwirrt und auf di e von ihm a bhäng igen Da rstellungen vorwirreucl g ewi r kt. So v erlegt R a upach, Bd. T, S. 199 f f ., mit Khcvenhillm·. Bd. IV, S. 1556, die Schließung des Lin zer Landhausmini steriums in d as J a hr 1596. Heroits Czern y , S. 21a, Anm. 1, hat erkann t , daß dies es Gemenge von No ti zen ni cht in da s J ahr 1596, sondern in die Jahre 1598- 1601 gchöi·t. ü ber da s Jahr 1597 bringt Rnnpach im Bd. I fa st nichts nud springt im Bd. IV von 1596 auf 1598 über . '") Loesch e G. , Zur Geschi clt te des Pro tes tantismus in Ober-Osterreich, JGPrO., ßd. XLV und XT,VI (1925). S. Ha. 40 ) D ie Snpplika t;ion vo n A tt11 a11g und Regau in d en Annnl e n , Hd. XXVJT, Ill. 408. ") Khevenh i ll eT, Bd. lV, S. l7a9. ") lTi ben<l a.

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