Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

284 unkatholischen Stände aufs neue angereizt hätte. Gaspoltshofen und andere katholischen Herren unterstellte Pfarren seien unreformi ert gelassen worden . Die hiesigen Bauern hätten verlauten lassen, nach dem Abzug der Kriegsleute würden sie erst recht mit dem Pfarrer und Dechant verfahren. Die Haupträdelsführer, Stephan Schi sling 2 "), der Praun 30 ) und der Großwinkler 31 ), seien durch ihre Glaubensgenossen bereits heimlich wieder im Mühlviertel „untergeschleift" worden. Im ganzen Lande hieß es bei den Bauern, wäre ihre Religion ungerecht, hätte sie der Kaiser nicht im Linzer Landhaus und an anderen Orten ge- duldet. Schaffte man ihre Religion auch in anderen Vierteln und Pfar- ren ab, wollten auch sie gehorsamen. Einen Hauptschaden sah Urban in den unkatholischen oder „mitheulenden" katholischen Beamten. Der vor Eifer brennende Sekretär Gregor Jordan habe sich unter die Bau- ernschaft g·ewagt, Johann Purgleitner, wie sein Vater, der verstorbene Linzer Dechant, ein „Mitheulender", sei trotz der landesfürstli chen Kom- mission daheim geblieben. Mehrere Orte, besonders der Inhaber der Herrschaft Rannariedl, ein landbekannter Leuteaussauger, hätten Star- hemberg nicht rebellische, sondern katholische Untertanen ausgeliefert. V i e I e H e r r s c h a f t e 11 s t r a f t e 11 j e t z t a 11 e U n t e r- t a n e n, w e i I s i e R e c h t s b e s c h w e r d e n g e g e n i h r e H e rr e n vorbra c ht e n. Die Vermögenderen müßten 100 fl. , 50 fl. oder ähnliche Summen sowie a lle Gefälle zahlen, den Unvermögenderen wünlen die Güter konfisziert und wieder angeboten. Einer Klage werde durch die Ausrede vorgebeugt, man hätte sie mit Recht strangulieren lassen sollen oder, sie könnten ihre Gelder nicht besser bezahlen, da man ihnen nach der Konfiskation die Güter billig·er gebe, als sie dar- auf schuldig waren. Ein Beispiel für diese Güterkonfiskationen sei der Salburg·er , der jetzt den halben Kaufschilling um Rannariedl erl eg·e. Der Bischof beschwor den Kaiser , das Reformat ionswerk fortzusetz en und dem Landeshauptmann die Guard ia zu verordnen. Ein Nachtrag· befaßte sich mit Achaz Hohenfelder zu Aistersheim und Peuerbach. Hohenfelder, der überall „der Lutherischen Papst" genannt werde, hätte während der Rebellion Fälle an sich gezogen, für welche nur der Bi- schof zuständig sei. Die Religionskonzession entpuppe sich immer mehr a ls Instrument und Deckmantel zur Ausrottung der katholischen Lehre, da die Stände ihre Grenzen nicht beachteten. Eben jetzt seien zm Ständeversammlung· in Linz die von der Konzession a usdrückli ch a us- genommenen Städte beschrieben worden. Das Schreiben rückt zum ersternnale eine Bevölkerung·sschichte in den Vo rdergrund, der ein Löwenanteil an der Durchführung· der A C zufiel, die Beamten der Herrschaften und der Städte, und gab einen Anstoß zu der ganz neuen katholischen Beamtenpolitik der kommenden Jahre. Die in der Natur der Sache begründete Spannung zwischen den weltlichen Ständen und dem Prälatenstand erfuhr eine weitere Verstär- kung durch den An s p r u eh d e r Prä l a t e n a u f c1 i e M: u- 29 ) Czel'OY, S. 47. ••) Ebenda , S . 44 ff. ") Ebend:i, S. 26 f . , 29, 31, Anm. l.

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