Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

282 c) W e i t e r e Vors t c 11 u n g e n d e s Passau e r B i s c h o f s b e im Kais e r. Der Prager Hof sa.h sich zwei einander widersprechenden Beschul- dig·ungen g·egenüber. Sprach man hüben von der völligen Austilgung der katholischen Religion, so drüben von der völligen Ausrottung der A C. Der Einblick in den Bauernaufstand hatte in der Regierung mit der überzeug·ung von schweren übergriffen der Grundherren di e Auf- fassung von der weitgehenden Mitschuld des Adels am Mühlviertler Kirchensturm gefestigt. Die Religionskonzession war in einem Aus- maße überscluitten, daß man ihren Grundgedanken als Adelsprivileg nicht mehr erkennen konnte. Die Verquickung der Relig· ionsfrage mit den Landtagen gefährdete die Landesverteidigung. Bei weiterer Du l- dung der vollständig· ungesetzlichen Zustände betätigte sich nicht nur die Zeit als immer mächtige rer Bundesgenosse der protestantischen Stände, sondern man mußte auch mit dem Rechte der Verjährung und Ersitzung rechnen. Alles Gründe, die dazu drängten, mi t der bisherigen Methode von Einzelmaßnahmen zu brechen und die klare Gesetzeslage der Religionskonzession herzustell en. Daß man sich endlich zu ein er grundsätzlichen Austragung des tiefgreifenden Konfliktes entschloß, und noch mehr: daß die Regierung bei der Durchführung des Planes fest blieb, ist in erster Lini e das Verdienst des Passauer Bischofs. Bereits am 7. Juni 1597 berichtete Tschernembl den Ständen aus Prag, daß der Hof Verdacht gegen den Adel geschöpft habe 25 ) . Vor- bereitet hatte diese Einstellung ohne Zweifel das schon oben erörterte Gutachten Klesls vom Oktober 1596 20 ) . Am 31. August 1597 erhob Bischof Urban auf Grund von drei Urgichten gefangener Rädelsführer, die im Landgerichte Velden verhaft et und mit Löbls Wissen nach Pas- sau überstellt worden waren, bei Rudolf die Ankl age auf geheime Un- tE: rstü.tzung der Bauern gegen die unlrntholi schen Stände 21 ) . Aus seinen einschneidenden Vorschlägen ist besonders bemerkenswert die Auffor- derung zum Kampf gegen die sektischen Bücher. Den Ausgang·spunkt der Eingabe bildeten Äußerungen eines Gefangenen im Hause des Eras- mus von Rödern, welche dieser dem passauischen R.at Wilhelm Asclt - mann mitteilte. Er sagte, übertriebene Anklagen eines Bauern gegen seine Herrschaft stellten sie selbst ab, doch könnten sie nicht im ge- ringsten die päpstliche Religion dulden und wollten sich jedes Bauern , der wegen der Religion bestraft würde, annehmen. D a f ü n f L ä n d e r i n cl e r R e 1i g i o n z u s a m m e n h i e 1t e n, s o s e i e s w i c m i t s e i n e n v o r g e z e i g t e n f ü n f F i n g e r n. W e n n e r s i e s c h 1 i e ß e, m a c h t e n s i e e i 11 e F a u s t . Der Bischof rief den Kaiser zur Gegenwehr gegen die kaiserlichen Beamten und gegen di e Landleute auf, führt e Engelszell , Hans von Sprinzenstein und Gaspolts- hofen als Beispiele an und unterbreitete eine Reihe von V o r s c h I ä- g e n. Nach der Verschickung des Starhembergischen Fähndls nach Ungarn müßten vom La.ncleshanptmann 2-300 katholische, wenn mög- ") Hanune r-Pu rgstn ll , Urkund enband, S. 2.JS ff . ") E bend a , S. 302 ff. 27 ) Bayer isches Hauptstaatsar ch i v l\llincbeu, a. a. 0.

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