Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

280 31. August 12 ) zum Aufschub der Expedition nach dem Landtags- schluß13). Vorläufig spielte sich ein erbitterter Streit über die Wegfüh- rung des Fähndls nach Ungarn ab. Die Stände schrieben Erzherzog Matthias, die Truppe sei im Lande nicht mehr nötigu), Löbl untersagte den Schöffleuten „im Urfahr Schatt Linz" bei Verlust Yon Leib und Leben die Wegführung des Militärs'"). Doch ging· schließli ch am 11. Sep- tember das Kriegsvolk nach Ungarn ab. Am 10. September meldeten sich die zwei Passauer Domherren Johann Rieger von Westernach und Dr. Andreas Hofmann bei Löbl und Garzweiler in Linz. Ihre Aufträge bestanden in der Ersetzung der Pfarre Sierning und in der Betreibung der Fortsetzung des Reforma- tionswerkes. Starhemberg erbot sich, die beiden Domherren mit seinen Leibschützen nach Sierning zu begleiten, wo am 14. September die Neu- besetzung erfolgen sollte 10 ). Eine Denkschrift Urbans 11 ), die sie am 10. September überreichten, mahnte zur Fortsetzung der Religions- erneuerung und stellte in gewisser Hinsicht eine Rechtfertigung· des Bischofs über seine bisherige Haltung dar. Die Bewilligung· der A C sei laut der Religions-Assekuration vom 14. Jänner 1571 den zwei adeligen Ständen Österreichs unter der Enns bis zu einer Relig·ions- verg'leich ung zur Abwehr der zahlreichen Sekten und zum Frieden zwi- schen den „Altkatholischen" und der „AC Verwandten" erteilt worden. Ober diesen letzten Punkt hätten die „Confessionisten" außerdem einen Revers (vom 4. Februar 1572) geleistet. In der Annahme, daß sich diese Konzession auf Österreich ob der Enns ni cht erstrecke und in Hirten- rücksicht auf die verirrten Schafe habe er viel gedu ldet, sich haupt- sächlich um das Domkapitel, die Prälaten und andere katholische Herren und besonders um die bairischen Pfarren g·ekümmert und die Religionskonzession soviel und solang als möglich verheimlicht. Seine Erwartung, die Ausrottung der Sekten und die zeitliche Ruhe, hätte getrogen. Flacianer, Kalvinisten, Piccarden und andere Sekten seien immer mehr eingerissen, die Stände hätten laut der Beispiele in Sier- ning, Spital, Gaspoltshofen, Hofkirchen i. M., ja in fast allen Orten und zuletzt im Mühlviertel , die tmkatholischen Untertanen keineswegs ab- gemahnt und wollten durch die Verschickung des Kri egsvolkes das zerrüttete Wesen absichtlich erhalten. Die Passauer Kommissä re be- richteten ihre Linzer Eindrücke an den Bischof und empfahlen die Ent- sendung eines Boten nach Prag. Löbl trug den Verordneten die Auf- haltung zweier anderer Kri egsfähndl im Lande auf1 8 ), um so mehr, a.1s ") Amrnlen, Hd. XXVII, BI. 164 und BI. 168. 1 3 ) Der kai serliche Befehl im Bayerischen Hauptstaatsarchiv Miincheu, a . a . O. 14 ) Beri cht vom 7. September 1597 in den Annal en, Bd . XXVII, BI. 169. ") Die Befehl e nn Starhemberg und an die Schöffleute vom 9. September ebenda, BI. 169'. 16 ) E i II Beri cht Riegers vom 11. September und Starbembergs Erbieten im Bayerischen Hanptstaatsarchiv Mi.ind,en, a . a. O. Daw Annalen, Bd. XXVII, BI. 173' und BI. 177 ' . 17 ) Das „M.emoriul" in den Annalen, lld. XXVII, BI. 174. Ei ue Abschrift '1. a. im Stiftsar<:hiv Wilhering . 1 8 ) Annalen , Bd. XXVII, BI. 170' .

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