Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

278 lungen in den Märkten begingen. Am 29. Juni rückte Gotthard von Starhemberg, wie oben geschildert wurde, in das Mühlviertel ab. Die Bestellung dieses Obersten war· Urban von Treubach ein Dorn im Auge und er hatte als Ordinarius schon vor der Ernennung Star- hembergs Protest eingelegt. Starhemberg war entschiedener Protestant kalvinischer Färbung und im vorhinein für die g·eforderte Restitution der vertriebenen katholischen Pfarrer wenig g·eeignet. Bischof Urban schrieb, man woll e das Feuer mit öl dämpfen. Während der Aufstand im Mühlviertel die Freistellung der Religion oder besser die Austilgung der katholischen Religion bezwecke, verschone man jetzt die Prädi- kanten und besetze die g·eraubten Kirchen mit Ketzern 3 ). Löbl ersuchte den Bischof um die Verhaftung der Prädikanten Werndl und Gstett- ner und machte Starhemberg die lebhaftesten Vorwürfe•). Trotzdem sich Starhemberg mit den schwierigen Umständen dieser Revolution verteidigte und der passauische Kommissär Tätenpeck Löbl von seinem beabsichtigten Zug· in das Mühlviertel abriet, li eß sich der Landeshaupt- mann nicht davon abbringen") und es kam zu der oben erwähnten Restitution der katholischen Kirchen und Pfarren°) . So unbestreitbar uer Reformationswille des Landeshauptmannes war, so unangebracht war seine Eilfertigkeit und Oberflächlichkeit. Wenn allerdings Löbl deshalb v_on kirchlicher Seite angegriffen wurde, so darf nicht über- sehen werden, daß der Landeshauptmann unmöglich die würdigen ka- tholischen Priester herbeischaffen konnte, auf die es eben angekommen wäre. Die Wiederbesetzung der Pfarren mit wenig geeigneten katho- lischen Geistlichen lehrte vielmehr, daß im Lande ob der Enns noch wenige Früchte des Tridentinums herang·ereift waren'). Starhemberg richtete ohne Zweifel als strenger Grundherr, an der Wiederherstellung des katholischen Kirchenwesens hatte er als Protestant nicht das ge- ringste Interesse. Wenn er heimkehrte, durfte er als Sieger über die Rebellen, nicht aber als Schützer der AC zurückkehren, sonst war die katholische Sache verloren. Daher der entschlossene Kampf des Or- dinarius gegen Starhembergs zwiespältige Haltung. Wich Urban jetzt zurück, so war alles verloren, was er zwanz ig Jahre hindurch für die Rettung der katholischen Religion im obderennsischen Anteil seiner Diözese getan hatte, blieb er fest, mußte ihm der Erfolg winken. Nur so kann man die eisenklirrende Sprache des Hart.gewordenen verstehen, der bereits hochbetagt war. Urbans Wachsamkeit veran laßte den Zug Löbls in das Mühlviertel, die katholische Ergänzung zu Starhembergs militärischer Streifung, schuf in Wien und in Prag die Atmosphäre, aus der wider Erwarten die kaiserliche Resolution vom 5. August 1597 über die „Visitierung 3 ) Brief au den Auwalt Dr. Spind ler vom G. J uli 1507. 4 ) Sabreiben vom 12. Juli 1597. ') Das von Groll geladene Schreiben des BischotB vom 10. Juli 1597 mochto zu diesem Entschlusse beigetragen haben. Vergl. Aruia len, Bd. XXVII, 111. 152 rr. 6 ) Der Eid der Müblviertler Pfarren in den Annalen, Btl. XXV, BI. 4G8'. 7 ) Beispiele bei Cze rn y , '. 331.

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