Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

272 Resolutionen nachsandte. Längst hatten die Vorfälle im Lande ob der Enns nach einem starken Mann von rascher Entschlußkraft und un- beugsamer Willensrichtung· g·erufen. Dieser überrag·ende Mann war nicht vorhanden, doch gelang es Bischof Urban und Melchior Kies!, Rudolf endlich zur Tat aufzurütteln. Das Ergebnis war die Gegenre- formation, die Landeshauptmann Löbl durchführte. Welch' einen Gegensatz bildeten die schwerfällige, von allzuviel Händen recht willkürlich bediente Regierungsmaschinerie in den Jahren 1594-1597 und die rasch, allzu rasch zugreifende Gegenreforma tion von 1597-1598! Der Geg·ensatz ist so auffallend, daß man an eine plötzliche Änderung des Regierungskurses denken könnte. Dem war nicht so . Nur vollzog· sich der Umschwung und die Vorbereitung der Offensive hinter den öffentlichen Vorgängen. Sie wa r, wie wir heute klar sehen, das Werk des Urban von Treubach und des Melchior Kies!. Die in die Wege g·eleitete Gegenreformation war di e letzte Tat Urbans in der österreichischen Kirchenpolitik, deren Auswirkungen er nicht mehr erlebte, da er am 9. August 1598 starb. Nicht Prag, sondern Wien und in ers ter Lini e Passau waren di e Mittelpunkte der gegen- reformatorischen ATbeit. Mit den Landständen verhandelte der Passauer Bischof über den Aufstand nur nebenbei. Sein Ton war kühl , der Inhalt seiner Antwo rt von herber Kürze. Der Vorhalt, daß das übel unter dem Schein ge- suchter Freistellung· der Religion jahrelang ungestraft geblüht habe, ein Wort des Bedauerns, daß auch sein e Herrschaftsuntertanen anges teckt ,vurden, und die allgemeine Zusage, er werde tun, was er könne, das ,var alles 50 ) . Mit den Landständen sich weiter einzulassen, zeigte Urban von 'Treubach keine Lust mehr. Ganz anders gab si ch jedoch der Or- dinarius im Verkehr mit Rudolf II. In diesem Schriftenwechsel tritt üns nicht ein Mann entgegen, der durch die Mißerfolge von J ahrzehnten müde und g·leichgültig· geworden war, sondern ein feuriger Geist , der den Augenblick der Abrechnung gekommen sa h. Die erste Anzeige über die Zerrüttung und die sa.krilegischen Ge- walttaten der ketzerischen Aufrührer und „mithaltenden" Landleute er- folgte am 14. Juli 1595. Vergeblich verlangt e Urban vorn Kaiserlandes- fürstliche Hilfe 60 ) . Am 27. Juli entsa,ndte der Bischof Wilhelm Asch- mann mit einem Spezialbericht über den Aufstand geg·en di e katholi- schen Pfa rrer von Altenfelden, Sarleinsbach, Rohrbach, St . Peter, Niederwaldkirchen, Leonfelden und Peilstein und mit einem ausführ- lichen Generalbericht über den „unaussprechli chen Greuel- und übel- stand in Religionssachen und in der Spiritualitä t" in Österreich ob der Enns nach Prag. Da die zwei politischen Stände die Bauern nicht mit Ernst straften, sondern sie schützten, und da die weltlichen Stände und der Prälatensta.nd über die Mittel ztu· Abstellung der Empörung 59 ) P assa u. 18. Oktober 1595. Annal en, Hd. XXIV, BI. 411. 00 ) Das wer tvolle Ven eichuis der passauischen Schri t te bei Hudo l! im Bayeri schen Ha uptstaa t sarchi v München , Passauer Bl echka st en, Nr. 130, 47. Fach, F aszikel mit der Aufschrift Bauerna ufs ta nd im J,ancle ob cler Enns. Dieser Quell e s ind, sowe it uich t a ndere Fnnds t cll en ve rmerkt s ind, a uch di e weiteren Doku- m ente entnommen.

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