Karl Eder - Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns

271 Fr e und e d e r ob e r e n S t ä n d e halte'' 8 ) . Da e1mge Städte und Märkte sich von den Bauern angeloben hatten lassen, forderten die Stände Genugtuw1g. Im zweiten Teil des Aufstand es zeigten sich Städte und Märkte untätig·er als im Anfang und di e zweiten Prager Verhandlungen drängten die Vorwürfe des Adels gegen die Städte mehr in den Hintergrund. Die Vorstellungen , die sie später mit den Prälatert g·eg·en Starhemberg erhoben, war en die letzte selbständige Handlung der Städte. Der Beginn der Gegenreformation schloß wiederum die Luther- front in der Landschaft und stellte in der ständi schen Körperschaft die zwei alten Lag·er wieder her. Mehr als je war der vierte Stand in dem Sturm, der besonders den Städten drohte, auf den Beistand des mäch- tigen Adels angewiesen. III. Urban von Trenbach als Vorkämpfer der Gegenreformation. Bischof Urban von Trenbach war in dreifacher Hinsicht am obder- ennsischen BauernaLtfstand interessiert. Als Inhaber des Hochstiftes Passau befürchtete er das ü berg reifen der revolutionüren Welle in sein Territoriwn und tat sächlich kam es auch zum Zusammenschwur der Bauern an der Grenze. Unmittelbar traf der Aufstand den Bischof als Herrschaftsbesitzer und Grundherren im Lande ob der Enns, war ja Passau nicht nur im oberen Mühlviertel, sondern durch Ebelsberg mit- ten im Lande begütert. Das mit der sozialen Erhebung· verflochtene religiöse Element, das liauptsächlich irn Mühlviertler Kirchensturm zum Vorschein kam, gehörte in des Bischofs ureigensten geistlichen Bereich und bot ihm eine günstig·e Handhabe, die bischöfli che Jurisdiktion über rlas Land ob der Enns nicht nur zu beanspruchen, sondern auch durch- zusetzen. Nur wenn man sieb die jahrzehntelangen har tnäckigen Kämpfe der Landstände gegen Passau und g·egen den Passauer Bischof als Aus- länder in Erinnerung ruft, kann man ermessen, wie verzweife lt di e Lage des Adels war, als er sich bairische Truppenhil fe in das Land ob der Enns erbat. Der P rage r Hof versank immer mehr in Unentschlossen- heit. Der Kaiser war von einem Kreis umgeben, in dem nicht nur Hof- uncl Geheimräte, sondern Kanzleibeamte und sogar Kammerdiener eine maßgebende Rolle spielten. Rudolf oblag, der Ichsucht des schweren Melancholikers folgend, seinen künstlerischen und astrologischen Nei- gungen und büßte immer mehr an Ta tkraft ein. Wi e schwer li tt das. Land ob der Enns in den J ahren 1594-1597 an dem Grundzug der Rudolfinischen Regierungskunst : hinhalten, Zeit gewinnen, verhandeln, einiges erledigen, anderes nicht, einschlafen lassen. Die unleugbare Selbsttätigkeit der ersten Regierungsjahre war längst einer Passivität gewichen, welche die Dinge herankommen ließ und ihnen nach end- loser Ver ·chleppung und Verzögerung vielfach unklare und dehnbar8' '") Cz ern y , S . 17(i.

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